Offenbar keine Sabotage: Datenkabel in Finnland bei Bauarbeiten beschädigt
Nach der neuerlichen Beschädigung von Datenkabeln in Finnland deutet alles auf einen Unfall hin. Die beiden Glasfaserkabel, die nach Schweden führen, seien am Montag offenbar aus Versehen bei Bauarbeiten durchtrennt worden, teilte die finnische Verkehrs- und Kommunikationsbehörde (Traficom) am Dienstag mit. Der schwedische Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin hatte in einer ersten Reaktion von einem möglichen Sabotageakt gesprochen. Die Vorfall in Finnland ereignete sich zwei Wochen nach der Beschädigung von zwei Unterwasserkabeln in der Ostsee.
Es handele sich anscheinend um einen "normalen Unfall", teilte Traficom mit. Die Schäden an den beiden Kabeln seien bereits behoben worden.
Schwedens Zivilschutzminister Bohlin hatte am Dienstagmorgen erklärt, angesichts der Umstände werde "Sabotage vermutet".
Die finnischen Behörden äußerten sich aber von Anfang an deutlich zurückhaltender. Finnlands Verkehrs- und Kommunikationsministerin Lulu Ranne erklärte, die Beschädigungen der Kabel würden in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen GlobalConnect untersucht. Die finnische Polizei betonte, es bestehe in beiden Fällen "kein Verdacht auf eine Straftat".
Nach Angaben von GlobalConnect sorgten die Schäden an den Datenkabeln für einen größeren Internetausfall. Rund 6000 Haushalte und hundert Unternehmen waren davon betroffen, wie der Leiter des Zentrums für Cybersicherheit bei der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde, Samuli Bergström, der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Vor zwei Wochen waren binnen 48 Stunden Schäden sowohl an einem Unterwasser-Telekommunikationskabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden. Finnland, Schweden und Litauen stellten daraufhin ein gemeinsames Ermittlungsteam zusammen, das von der europäischen Justizbehörde Eurojust unterstützt wird.
Ein chinesisches Schiff, das sich zum Zeitpunkt des Vorfalls in der Nähe eines der Kabel aufgehalten hatte, wurde in dem Zusammenhang verdächtigt und von den Küstenwachen Schwedens und Dänemarks beschattet. China wies jegliche Verantwortung in dem Fall zurück und zeigte sich am Freitag "bereit zur Zusammenarbeit" mit den Ermittlern.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte nach Bekanntwerden der Schäden an den Datenkabeln in Finnland, das Thema habe für die 32 Mitgliedsländer "Dringlichkeit". Er äußerte sich vor der Mitteilung der finnischen Behörden, wonach es sich offenbar um einen Unfall handelte.
Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hätten sich Fälle von Sabotage, Energie-Erpressung und Cyberangriffen gehäuft, sagte Rutte. Nicht nur Russland greife zu solchen Mitteln, nach Nato-Erkenntnissen mische sich auch "China immer stärker ein". Die Nato-Außenminister wollten nach seinen Worten am Mittwoch über das Thema beraten.
Als Reaktion auf die Sabotage der Nordstream-Pipelines in der Ostsee im September 2022 hatte die Nato ein Zentrum für die Sicherheit wichtiger Unterwasser-Infrastruktur eingerichtet. Es soll helfen, Unterwasser-Pipelines sowie Strom- und Datenkabel auf dem Meeresgrund besser zu schützen.
(A.Monet--LPdF)