Große Nachfrage nach Neun-Euro-Ticket für den Nahverkehr
Die Nachfrage nach dem Neun-Euro-Ticket ist riesig: Die Deutsche Bahn (DB) verkaufte am Montag binnen Stunden rund 200.000 Tickets, die Berliner Verkehrsbetriebe innerhalb von drei Tagen 130.000 der verbilligten Fahrkarten. Die DB will zusätzliche Züge und zusätzliches Personal einsetzen - mahnte aber angesichts des erwarteten Ansturms zu "gegenseitigem Verständnis".
Die Berliner Verkehrsbetriebe und einige wenige andere Unternehmen hatten den Verkauf des Neun-Euro-Tickets bereits am Freitag gestartet. Andere Verkehrsbetriebe begannen am Wochenende mit dem Verkauf, die DB am Montagmorgen.
"Wir erleben gerade einen historisch großen Zugriff auf unsere Vertriebssysteme", sagte Montagmittag der Chef der Unternehmenstochter DB Regio, Jörg Sandvoß. Er habe "keinen blassen Schimmer", wie viele Fahrgäste insgesamt das Angebot nutzen werden, gab er zu. Das Neun-Euro-Ticket sei ein "Experiment".
Das Ticket gibt es für die Monate Juni, Juli und August. Für jeweils neun Euro pro Monat können Käuferinnen und Käufer dann beispielsweise Linienbusse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr beliebig oft nutzen - und zwar deutschlandweit. Das Ticket gilt auch für Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Fähren des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Die Deutsche Bahn will über 50 zusätzliche Regionalzüge einsetzen, auch zusätzliches Personal kommt in Zügen und an Bahnhöfen zum Einsatz. Insgesamt sollen 60.000 zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung stehen, wie Sandvoß sagte. "Wir bereiten uns vor und setzen buchstäblich alles in Bewegung, was wir haben – Züge, Busse, Servicekräfte."
An den Feiertagen soll auch das Angebot auf touristischen Strecken erhöht werden. Über 700 zusätzliche Service- und Sicherheitsmitarbeiter sollen Reisende unterstützen, die Bahn arbeitet dafür laut Sandvoß auch mit externen Dienstleistern zusammen. Auch die Wartung und Instandhaltung von Zügen soll während der Gültigkeitsdauer der Neun-Euro-Tickets verstärkt werden.
Begrenzt seien die zusätzlichen Kapazitäten letztlich durch die maximale Anzahl an verfügbaren Zügen, sagte Sandvoß. Insbesondere die Mitnahme von Fahrrädern, die im Neun-Euro-Ticket nicht enthalten ist, könne nicht immer garantiert werden. Auch mit Verspätungen müsse bei einer hohen Auslastung der Züge vermehrt gerechnet werden.
"Mit intensiver Vorbereitung, etwas Rücksicht und gegenseitigem Verständnis" könnten jedoch sowohl die DB als auch alle Reisenden dazu beitragen, "dass der klimafreundliche ÖPNV und Millionen Fahrgäste als Gewinner aus dieser Aktion hervorgehen", sagte Sandvoß. Um die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewerten, lässt die DB die Aktion wissenschaftlich begleiten.
Grünen-Chefin Ricarda Lang betonte, das Neun-Euro-Ticket sei "nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für das Klima". Sie kündigte eine langfristige Stärkung des ÖPNV an, "damit viele Menschen Lust haben, auf Bus und Bahn umzusteigen". Ein wichtiger Punkt dabei sei der Ausbau des Angebots. Darauf "werden wir erstmal den Fokus legen".
Auch der Bundesgeschäftsführer der Linken, Jörg Schindler, mahnte, langfristig gehe es auch darum, den ÖPNV auszubauen und einen kostengünstigen Nahverkehr für alle zu ermöglichen. Schindler forderte deshalb im Anschluss an das Neun-Euro-Ticket die Einführung eines Jahrestickets für den Nahverkehr zum Preis von 365 Euro.
(H.Leroy--LPdF)