UN-Konferenz zur Wüstenbildung ohne Abkommen zur Dürre beendet
Die UN-Konferenz zur Wüstenbildung (COP16) in Saudi-Arabien ist ohne eine verpflichtende Übereinkunft zum Kampf gegen Dürre zu Ende gegangen. "Die Parteien brauchen mehr Zeit, um sich auf das beste Vorgehen zu einigen", erklärte der Chef des UN-Sekretariats zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), Ibrahim Thiaw, in seiner Abschlussrede am Samstag. Delegierte aus afrikanischen Ländern und indigener Gruppen zeigten sich enttäuscht, sie hatten auf verbindliche Einigungen gehofft.
In einer am Samstag herausgegebenen Pressemitteilung hieß es lediglich, dass die Länder "bedeutende Fortschritte gemacht haben, indem sie die Grundlagen für ein künftiges weltweites Vorgehen für den Kampf gegen Dürre gelegt haben, das sie bei der COP17 im Jahr 2026 in der Mongolei vollenden wollen". Vor Beginn der Konferenz am 2. Dezember hatte Thiaw noch gesagt, er hoffe auf eine "mutige Entscheidung, die dabei helfen kann, das Fortschreiten der Dürre als am weitesten verbreitete und verheerendste Umweltkatastrophe zu verhindern".
Nach Einschätzung des UNCCD, dem 196 Länder und die Europäische Union angehören, müssten für einen effektiven Kampf gegen Dürre bis zum Ende des Jahrzehnts 1,5 Milliarden Hektar Flächen wieder nutzbar gemacht werden. Dafür würden Investitionen von mindestens 2,6 Billionen Dollar (2,48 Billionen Euro) benötigt.
Pro Jahr betragen die Kosten, "die durch die Umweltzerstörung durch den Menschen befeuert werden", weltweit laut UN mehr als 300 Milliarden Dollar. Im Jahr 2050 würden vermutlich 75 Prozent der Weltbevölkerung von Dürren betroffen sein, hieß es zudem in einem anlässlich der Konferenz veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen.
Der saudiarabische Umweltminister Abdulrahman Alfadlei verwies in seiner Abschlussrede auf die Anstrengungen des Golfstaates für die Etablierung von Frühwarnsystemen für Sand- und Wüstenstürme. Zudem verwies er auf Initiativen des Königreichs, die öffentliche und private Geldgeber dazu bringen sollen, von Dürre betroffenen Ländern zu helfen. Saudi-Arabien sei entschlossen, "mit allen Akteuren zusammenzuarbeiten um Ökosysteme zu erhalten sowie die internationale Kooperation beim Kampf gegen Wüstenbildung, Bodenverschlechterung und Dürre zu verstärken", sagte er.
Der Gastgeberstaat der COP16-Konferenz und wichtigste Ölexporteur der Welt steht regelmäßig in der Kritik, verbindliche Vorgaben für die Reduzierung von fossilen Energieträgern verwässern zu wollen. Beim Thema Dürre sei Saudi-Arabien, das stark von Wüstenbildung betroffen ist, jedoch stärker engagiert, sagte Praveena Sridhar von der Initiative Save Soil.
Sie wies daraufhin, dass auch indigene Gruppen auf eine Einigung zu verbindlichen Vorgaben bei der Bekämpfung von Dürre gehofft hätten. Dass diese bei der COP16 jedoch nicht erreicht wurde, müsse nationale Regierungen nicht davon abhalten, Mittel bereitzustellen, um "Bauern finanziell dabei zu unterstützen, ein nachhaltiges Boden- und Landmanagement zu betreiben".
Ein Delegierter, der anonym bleiben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die afrikanischen Länder hätten gehofft, dass die Gespräche zu einem verpflichtenden Protokoll zum Thema Dürre führen würden. Damit hätte sichergestellt werden sollen, dass jede Regierung dafür verantwortlich gemacht wird, strengere Pläne zur Vorbereitung und zur Reaktion auf Dürre zu entwickeln. "Es ist das erste Mal, dass ich Afrika so geeint erlebt habe, mit einer starken geschlossenen Front mit Bezug auf das Dürre-Protokoll", sagte er.
Zwei weitere Teilnehmer der COP16-Konferenz sagten AFP, dass entwickelte Länder ein verpflichtendes Protokoll ablehnten und stattdessen zu einem "Rahmenabkommen" drängten, das aus Sicht afrikanischer Länder unzureichend sei.
Die ausbleibende Einigung in Saudi-Arabien folgt auf die UN-Artenschutzkonferenz in Kolumbien, die Konferenz zu Plastikmüll in Südkorea und die UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan, die ebenfalls in den vergangenen Wochen ohne konkrete Zusagen oder nur mit minimalen Kompromissen endeten. Einmal mehr habe sich in Riad gezeigt, wie schwierig globale Verhandlungen seien, sagte Tom Mitchell, Leiter des Internationalen Instituts für Umwelt und Entwicklung aus London. Immer wieder würden bestimmte Akteure bei diesen Konferenzen nicht gehört, kritisierte er, dabei würden die "Krisen, die diese Konferenzen lösen sollen, immer dringender".
Dürren werden durch den vom Menschen verursachten Klimawandel verschärft. Längere und härtere Trockenperioden können dazu beitragen, dass fruchtbare Böden allmählich austrocknen. Abgesehen von den unmittelbaren Folgen für die Menschen können Dürren auch Auswirkungen auf die Energieerzeugung, den Welthandel und Branchen wie die Schifffahrt haben.
Das Jahr 2024, das voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird, war von mehreren verheerenden Dürren im Mittelmeerraum, in Ecuador, Brasilien, Marokko, Malawi und Namibia gekennzeichnet. Sie lösten Brände, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit aus.
(A.Laurent--LPdF)