Iraner in Schweden wegen Massenhinrichtungen zu lebenslanger Haft verurteilt
Ein schwedisches Gericht hat den Iraner Hamid Nuri wegen seiner Beteiligung an Massenhinrichtungen von Oppositionellen im Iran 1988 zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 61-Jährige wurde wegen "schweren Verbrechens gegen das Völkerrecht" und wegen "Mordes" verurteilt, wie das Stockholmer Gericht erklärte.
Das iranische Außenministerium bezeichnete die Entscheidung als "politisch" und beschuldigte die schwedische Justiz, "unbegründete und konstruierte Anschuldigungen gegen den Iran und sein Rechtssystem zu erheben."
Dem Gericht zufolge war Nuri zum Zeitpunkt der Tat Assistent des stellvertretenden Staatsanwalts in einer Haftanstalt in der Nähe von Teheran. In der Schlussphase des Iran-Irak-Krieges (1980 bis 1988) wurden landesweit tausende Iraner hingerichtet.
"Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Angeklagte gemeinsam und in Absprache mit anderen an der Ausführung der Straftaten beteiligt war", erklärte das Gericht. Er habe unter einem Decknamen und in der Rolle des Assistenten des stellvertretenden Staatsanwalts Gefangene abgeholt und sie zum Hinrichtungskomitee zur Hinrichtungsstätte begleitet.
Die Hinrichtungen von rund 5000 Gefangenen erfolgten auf Befehl von Revolutionsführer Ayatollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik, und richteten sich vor allem gegen Angehörige der Volksmudschaheddin.
Nuri wurde sowohl für seine Rolle bei den Hinrichtungen der Volksmudschaheddin als auch für seine Teilnahme an einer zweiten Welle von Hinrichtungen verurteilt, die sich gegen "linke Sympathisanten" richteten, erklärte das Gericht. Die Anklage wegen eines "schweren Verbrechens gegen das Völkerrecht" bezog sich demnach auf die erste Welle und die Anklage wegen "Mordes" auf die zweite.
Nuri wies die Beschuldigungen ehemaliger Häftlinge, an einer Reihe von Hinrichtungen beteiligt gewesen zu sein, zurück. Er behauptete, während des fraglichen Zeitraums im Urlaub gewesen zu sein und in einem anderen Gefängnis gearbeitet zu haben.
Nuris Anwalt Thomas Soderqvist sagte der Nachrichtenagentur AFP, er sei "enttäuscht". "Das Urteil wird angefochten werden", sagte er.
Die seit August 2021 laufenden Verhandlungen haben die Beziehungen zwischen Schweden und dem Iran stark belastet. Teheran hat wiederholt die Freilassung von Nuri gefordert. Im Iran ist der iranisch-schwedische Akademiker Ahmadreza Djalali inhaftiert. Er wurde 2017 wegen Spionage zum Tode verurteilt und wartet derzeit auf die Vollstreckung des Urteils. Amnesty International hatte Teheran vorgeworfen, ihn als "Geisel" zu benutzen, um einen Austausch mit Nuri zu erzwingen.
(P.Toussaint--LPdF)