Lauterbach berät erstmals mit Experten über nationalen Hitzeschutzplan
Die Erarbeitung eines nationalen Hitzeschutzplans nimmt Fahrt auf: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) trifft sich am Montag mit Vertretern von Pflege, Ärzteschaft, Kommunen, Ländern, Sozialverbänden sowie mit weiteren Experten zum Auftaktgespräch über Maßnahmen zum Schutz vor Hitzewellen, wie das Ministerium am Sonntag mitteilte. Weitere Treffen sind nach Angaben eines Sprechers geplant.
"Alte Menschen, Pflegebedürftige, Vorerkrankte, aber auch Kinder, Schwangere und Menschen, die sich beruflich oder privat viel im Freien aufhalten, sind gefährdet, wenn Hitzewellen über Deutschland rollen", sagte Lauterbach der "Bild am Sonntag". Hitzeschutz sei "Lebensschutz". Es müsse aufhören, "dass jedes Jahr Tausende Menschen den Hitzetod sterben – und das wird noch nicht einmal registriert".
Vor rund zwei Wochen hatte Lauterbach einen nationalen Hitzeschutzplan nach dem Vorbild Frankreichs angekündigt, der unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegt und die konkreten Maßnahmen je nach Temperatur staffelt. Er solle in einer "konzertierten Aktion" in den kommenden Wochen an einem Hitzeschutzplan gearbeitet werden, hieß es.
Der angekündigte Plan sieht laut "BamS" vor, die Bevölkerung stärker vor den Gefahren zunehmender Hitze zu warnen. Pflegeheime, Kommunen, Krankenhäuser bekommen demnach konkrete Konzepte zur Verfügung gestellt, um auf Hitzewellen zu reagieren.
Zurückgreifen will Lauterbach dabei auf das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Das "könnte perspektivisch Grundlage für das Auslösen von Interventionskaskaden sein", zitierte die Zeitung aus einem Papier. Geplant ist den Angaben zufolge außerdem die Gründung einer Arbeitsgruppe mit mehreren Ministerien, darunter dem Umweltministerium.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte Investitionen von Bundes und Ländern in Milliardenhöhe. Ansonsten sei "ein nationaler Hitzeschutzplan nicht viel Wert", sagte Vorstand Eugen Brysch am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Der Hitzeschutz für die Bestandsbauten der 1900 Krankenhäuser und 12.000 Pflegeheime müsse in drei Jahren stehen. Auch dürften Neubauten ohne Temperaturbegrenzung auf maximal 25 Grad in jedem Bewohnerzimmer nicht mehr in Betrieb gehen, forderte Brysch. Dies müsse in einem Hitzeschutzplan verankert und durch konkrete finanzielle Zusagen untermauert werden.
Als Folge des Klimawandels mehren sich in Deutschland heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius, und es kommt zu längeren Hitzeperioden. Das birgt vor allem für Alte, Kranke und Kinder Gesundheitsgefahren.
Nach Einschätzung von Fachleuten ist Deutschlands Gesundheitssystem bislang nicht für extreme Hitzewellen gerüstet. Allein im vergangenen Jahr gab es mehr als 4500 hitzebedingte Todesfälle. In den drei Sommern 2018 bis 2020 starben in Deutschland dem Robert-Koch-Institut zufolge sogar mehr als 19.000 Menschen aufgrund der Hitze.
(L.Chastain--LPdF)