Bund stoppt wegen Angriffs auf Ukraine Export-Garantien für Russland
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der Bund Garantien für Russland-Exporte und Investitionen deutscher Firmen gestoppt. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, wurde die Bewilligung sogenannter Hermes-Bürgschaften sowie von Investitionsgarantien bereits am Donnerstag ausgesetzt. Damit wird deutschen Firmen das Geschäft mit Russland erschwert. Die europäischen Börsen erholten sich am Freitag vom ersten Schock des russischen Einmarsches in die Ukraine.
Mit den Export-Kreditgarantien sichert die Bundesrepublik seit 1949 Ausfuhren deutscher Unternehmen ab. Die Hermes-Bürgschaften schützen deutsche Unternehmen dabei vor Verlusten durch ausbleibende Zahlungen für ihre Exporte; die Investitionsgarantien schützen Direktinvestitionen deutscher Firmen gegen politische Risiken im Zielland.
Nach Angaben des Ministeriums wurden im vergangenen Jahr für Russland neue Hermes-Deckungen in Höhe von 1,49 Milliarden Euro und neue Deckungen für Investitionsgarantien in Höhe von 3,75 Millionen Euro übernommen. Für den Mittelstand ist dies oft eine wichtige Absatzfinanzierung. Das Geld kommt im Schadensfall vom Bund. Auf die geschädigten Exporteure entfällt eine Selbstbeteiligung von fünf bis 15 Prozent.
Der russische Einmarsch beherrschte auch weiterhin das Börsengeschehen: Nachdem die europäischen Handelsplätzen am Donnerstag teils vier Prozent im Minus geschlossen hatten, öffneten Frankfurt am Main und andere Börsen am Freitag im Plus. Am frühen Nachmittag stand der Dax in Frankfurt deutlich mit 3,29 Prozent im Plus, in Paris waren es 3,2 Prozent und in London 3,27 Prozent.
Auch die Moskauer Börse legte nach einem Verlust von 30 Prozent am Freitag wieder um über zehn Prozent zu. Sowohl der Ölpreis als auch der Goldpreis stabilisierten sich nach deutlichen Zuwächsen am Vortag. Zu erklären sind die extremen Schwankungen, die in den kommenden Tagen anhalten dürften, mit der Furcht der Anleger vor Sanktionen und deren Folgen für Unternehmen und die Wirtschaft.
Dass es zunächst keine Strafmaßnahmen gegen den russischen Öl- und Gassektor gab, habe an den Märkten zu einem "Seufzer der Erleichterung" geführt, sagte Analyst Neil Wilson von Markets.com. Das gelte auch für die Zurückhaltung, Russland vom internationalen Zahlungssystem Swift auszuschließen. Der starke Einbruch vom Donnerstag sei auch mit einem gewissen "panikartigen" Verkauf von Titeln zu erklären.
Trotzdem bleibe die Lage an den Finanzmärkten extrem volatil und das Marktumfeld bleibe angespannt, betonte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Bank Swissquote. "Die einzige Gewissheit ist die Ungewissheit."
Nach Angaben des Portals Check24 stiegen die Preise an der europäischen Gasbörse seit Dienstag um 72 Prozent an. Zum Teil hätten Versorger mehrfach die Preise wegen der stark gestiegenen Einkaufspreise angepasst. Mit der jüngsten Eskalation seien "weitere Preissteigerungen möglich".
(C.Fournier--LPdF)