Marine Le Pen sieht sich dem Wahlsieg nahe
Drei Tage vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl sieht sich die Rechtspopulistin Marine Le Pen dem Wahlsieg nahe. "Niemals war der Wechsel greifbarer als jetzt", rief sie ihren Anhängern bei ihrem letzten großen Wahlkampfauftritt am Donnerstag in Perpignan zu. "Frankreich ist bereit für eine Frau im Elysée", betonte sie. In den Umfragen hat sich Le Pen dem Amtsinhaber Emmanuel Macron bis auf wenige Punkte angenähert.
Le Pen beschwor ihre Anhänger, am Sonntag zu den Urnen zu gehen. "Echte Patrioten enthalten sich nicht der Stimme", sagte sie. Das Publikum skandierte "Marine Präsidentin" und "wir haben gewonnen". Wann immer Le Pen Macron erwähnte, wurden Buhrufe und Pfiffe laut.
Le Pen wandte sich einmal mehr an diejenigen, die sich von der Politik vernachlässigt fühlen. Sie wolle "das Volk" zum Zentrum ihrer Politik machen, "Frankreich den Franzosen zurückgeben". Sie bekräftigte ihr Vorhaben, den Vorrang von Franzosen bei der Vergabe von Wohnungen und Jobs festzuschreiben. Das Renteneintrittsalter sollte 60 oder höchstens 62 betragen, die Mindestrente solle bei 1000 Euro liegen.
Le Pen beschloss damit einen Wahlkampf, in dem sie vor allem soziale Themen in den Mittelpunkt gestellt hatte. "Unser Projekt ist die Antithese von Macron", sagte sie.
"Ich mag ihre Energie", sagte die Rentnerin Carole David, die eine Frankreich-Fahne in der Hand und einen kleinen Hund auf dem Schoß hielt. "Sie hat sich verändert, sie ist gemäßigter geworden." Der 23 Jahre alte Immobilienmakler Brent van Pelt hielt Le Pen zugute, dass sie sich um die Kaufkraft der Franzosen kümmere. "Früher habe ich für 80 Euro getankt, heute sind es 100 Euro", sagte er.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von OpinionWay-Kéa kommt Macron auf 26 Prozent der Stimmen, nach 28 Prozent vor einer Woche. Le Pen klettert um zwei Punkte auf 22 Prozent. Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon legte ebenfalls zwei Punkte zu auf 17 Prozent. Bei der Frage nach der Stichwahl verringerte sich der Abstand zwischen Macron und Le Pen demnach von zehn auf sechs Punkte (53 zu 47 Prozent). In anderen Umfragen hatte er bereits bei nur drei Punkten gelegen, was in etwa der Fehlermarge entspricht.
Allerdings sind etwa 30 Prozent der Franzosen noch nicht entschieden und Le Pen hat bei den vergangenen Wahlen regelmäßig schlechter abgeschnitten als in den Umfragen.
(V.Blanchet--LPdF)