Le Pays De France - Kein Waffenstillstand in der Ukraine über orthodoxes Osterfest in Sicht

Paris -
Kein Waffenstillstand in der Ukraine über orthodoxes Osterfest in Sicht
Kein Waffenstillstand in der Ukraine über orthodoxes Osterfest in Sicht / Foto: © AFP

Kein Waffenstillstand in der Ukraine über orthodoxes Osterfest in Sicht

Trotz aller internationaler Aufrufe ist in der Ukraine auch über das orthodoxe Osterfest keine Waffenruhe in Sicht. Das russische Militär machte am Freitag deutlich, dass es die gesamte Kontrolle über den Süden und Osten der Ukraine anstrebe. Zugleich gestand Moskau erstmals Verluste im Zusammenhang mit dem Untergang des Kriegsschiffes "Moskwa" ein. UN-Generalsekretär António Guterres reist in der kommenden Woche für Gespräche nach Moskau und anschließend nach Kiew.

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Der russische Generalmajor Rustam Minnekajew sagte laut russischen Nachrichtenagenturen, Ziel der nun eingetretenen "zweiten Phase" der Militäroperation in der Ukraine sei die Eroberung des Donbass und des Südens. Neben einer Landverbindung zur annektierten Krim-Halbinsel würde so auch eine bessere Unterstützung für prorussische Separatisten in Transnistrien in der Republik Moldau ermöglicht.

Minnekajew verwies auf "Fälle von Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung", die es auch in Transnistrien gebe. Die Regierung der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau ist ebenso wie die Ukraine pro-westlich. Minnekajews Äußerungen scheinen außerem zu bestätigen, dass Moskau auch die Eroberung der drittgrößten ukrainischen Stadt Odessa am Schwarzen Meer anstrebt.

Das moldauische Außenministerium bestellte daraufhin den russischen Botschafter ein und forderte Moskau zum Respekt der "territorialen Souveränität" und "Neutralität" des Landes auf.

Derweil gestand das russische Verteidigungsministerium erstmals ein, dass es mit dem Untergang des Flaggschiffs "Moskwa" Soldaten verloren hat. Ein Besatzungsmitglied sei gestorben und 27 weitere Matrosen würden vermisst, erklärte das Ministerium. Die übrigen 396 Mitglieder der Besatzung des am 14. April im Schwarzen Meer gesunkenen Lenkwaffenkreuzers seien aber gerettet worden.

Die ukrainische Armee hatte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte nach eigenen Angaben mit Raketen beschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte diese Darstellung. Russland erklärte hingegen, an Bord des Kreuzers sei Munition detoniert. Die Explosion habe einen Brand ausgelöst, durch den der Rumpf beschädigt worden sei. Die "Moskwa" sei dann während des Versuchs gesunken, sie zu einem Hafen abzuschleppen.

Bei dem Untergang der "Moskwa" handelte es sich um einen der größten materiellen Verluste für die russische Armee seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar. Die zu Sowjetzeiten gebaute "Moskwa" hatte zusammen mit anderen Schiffen der Schwarzmeerflotte die südukrainische Hafenstadt Mariupol blockiert.

In der strategisch wichtigen Stadt wurde zuletzt weiter gekämpft. Russlands Präsident Wladimir Putin warf Kiew vor, eine Kapitulation der ukrainischen Truppen dort zu verhindern. Das "Kiewer Regime" erlaube nicht, "dass diese Möglichkeit genutzt wird", sagte Putin laut Angaben des Kreml in einem Telefonat mit EU-Ratspräsident Charles Michel.

Moskau hatte Mariupol am Donnerstag für "befreit" erklärt. Kiew widersprach und erklärte am Freitag, die ukrainischen Kämpfer, die sich in einem Stahlwerk der Stadt verschanzt haben, blieben "standhaft".

Putin versprach den Kämpfern im Fall einer Kapitulation erneut, eine "menschenwürdige Behandlung" und medizinische Versorgung. EU-Ratspräsident Michel verlangte in dem Telefonat mit dem Kreml-Chef die unverzügliche Öffnung von Fluchtwegen aus Mariupol, "besonders anlässlich des orthodoxen Osterfestes".

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge hat Russland eine Feuerpause über die Osterfeiertage abgelehnt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow beklagte hingegen eine Blockade Kiews der Verhandlungen über ein Ende des Konflikts.

In der Hoffnung, vermitteln zu können, reist UN-Generalsekretär António Guterres am Dienstag zunächst nach Moskau und anschließend weiter nach Kiew. Guterres hatte Putin und Selenskyj in dieser Woche um persönliche Treffen gebeten. Bislang spielte die UNO bei den Bemühungen um eine Beendigung des Konflikts eine untergeordnete Rolle.

Seit dem Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine Ende Februar telefonierte Guterres nur einmal mit Selenskyj. Putin lehnte bislang jeden Kontakt mit dem UN-Generalsekretär ab, da dieser Russland einen Verstoß gegen die UN-Charta vorgeworfen hatte.

(F.Bonnet--LPdF)