Israel meldet "intensive Kämpfe" nach Beginn von "begrenztem" Bodeneinsatz im Libanon
Nach tagelangen Luftangriffen auf Hisbollah-Ziele im Libanon hat Israels Armee nach eigenen Angaben einen "begrenzten und gezielten" Bodeneinsatz im Südlibanon gestartet und "schwere Gefechte" gemeldet. Ein Armeesprecher rief die libanesische Bevölkerung auf, den Süden des Landes zu meiden. Die US-Regierung warnte den Iran vor "ernsten Konsequenzen" eines möglichen Angriffs auf Israel. Die Hisbollah feuerte unterdessen erneut Raketen auf Ziele im Zentrum Israls ab.
Die israelische Armee hatte in der Nacht zu Dienstag erklärt, die von Luftangriffen und Artillerie unterstützten "begrenzten" Bodeneinsätze richteten sich "gegen terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah". Die ins Visier genommenen Ziele befanden sich demnach "in Dörfern nahe der Grenze" zu Israel.
Armeesprecher Avihai Adraee warnte die Menschen im Libanon in einer auf arabisch verfassten Mitteilung im Onlinedienst Telegram davor, in den Südlibanon zu fahren. Der Hisbollah-Miliz warf Adraee vor, in der Region Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" zu missbrauchen.
Am Vormittag wurde in Tel Aviv und anderen Städten im Zentrum Israels Raketenalarm ausgelöst. Die Hisbollah beschoss nach eigenen Angaben den israelischen Militärstützpunkt Glilot sowie den Sitz des israelischen Geheimdienstes Mossad in der Nähe von Tel Aviv mit Raketen vom Typ Fadi-4.
Libanesische Sicherheitskreise berichteten zudem von mindestens sechs israelischen Angriffen auf Ziele in der Hauptstadt Beirut. Staatsmedien im Nachbarland Syrien meldeten israelische Angriffe nahe Damaskus, bei denen drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden seien.
Nach Angaben der staatliche libanesischen Nachrichtenagentur hatte es schon am Montagabend "anhaltenden Artilleriebeschuss" auf Grenzgebiete gegeben. Die israelische Armee hatte drei nordisraelische Grenzorte am Montagabend zum "militärischen Sperrgebiet" erklärt. "Das Betreten dieser Zone ist verboten", hieß es. Fast zeitgleich dazu sagte US-Außenamtssprecher Matthew Miller, Israel habe mit "begrenzten" Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Libanon begonnen und Washington darüber informiert.
Die UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) warnte, jegliches Eindringen in den Libanon verletze dessen Souveränität. Die türkische Regierung forderte Israel auf, seine Soldaten aus dem Libanon abzuziehen und bezeichnete den Militäreinsatz als "Invasionsversuch".
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte den Iran unterdessen erneut vor einem "direkten militärischen Angriff auf Israel". Ein solches Vorgehen hätte "ernste Konsequenzen" für Teheran, schrieb Austin im Onlinedienst X.
Deutschland hatte angesichts der Zuspitzung der Lage bereits am Montag Botschaftsangehörige und besonders gefährdete Deutsche aus dem Libanon ausgeflogen. Eine Bundeswehr-Maschine mit Personal der deutschen Botschaft im Libanon landete am Abend in Berlin.
Seit mehr als einer Woche fliegt Israel massive Luftangriffe im Libanon gegen Ziele der mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen verbündeten Hisbollah. Die Miliz hatte unmittelbar nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss weiter zu, insbesondere nach der Tötung des langjährigen Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah.
Die libanesische Regierung und das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) starteten am Dienstag einen Nothilfeaufruf für Vertriebene im Libanon. Mit dem Aufruf sollen 426 Millionen Dollar (381 Millionen Euro) für die von dem Konflikt betroffene Zivilbevölkerung gesammelt werden, hieß es.
(H.Leroy--LPdF)