UN-Welternährungsprogramm warnt vor wachsender Fluchtbewegung aus Libanon
Angesichts der Eskalation im Nahen Osten hat der Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP) in Deutschland, Martin Frick, vor einer neuen Fluchtbewegung nach Europa gewarnt. Sorge macht ihm insbesondere die Situation im Libanon, wo sich eine Million Menschen auf der Flucht befänden, sagte Frick den Zeitungen der Mediengruppe Bayern vom Donnerstag. "Wenn wir da keine Stabilität reinbringen, dann kann durchaus eine neue Fluchtbewegung auch über die Grenzen von Libanon und Syrien hinaus entstehen."
Frick verwies auf die "historische Erfahrung der letzten Flüchtlingswelle 2015/16", als hunderttausende Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland kamen. Diese Fluchtbewegung sei unter anderem auch dadurch ausgelöst worden, "dass wir als Welternährungsprogramm finanziell nicht mehr in der Lage waren, die Menschen vor Ort zu versorgen".
Frick wies auf die aktuelle Belastung der humanitären Helfer durch den Krieg in Gaza und die Eskalation im Libanon hin. "Die Lage in der gesamten Region übersteigt auf Dauer unsere Möglichkeiten", sagte er. "Wir können nicht konstant über zwei Millionen Menschen in Gaza nur mit humanitärer Hilfe versorgen, während im Libanon eine Million Menschen auf der Flucht sind."
Das UN-Welternährungsprogramm sei "so unterfinanziert wie noch nie seit unserer Gründung vor über 60 Jahren", warnte Frick. "Unsere Mittel stagnieren auf dem Stand von 2019, während die Zahl der Bedürftigen explodiert ist - von ungefähr 135 Millionen auf über 300 Millionen Menschen weltweit."
(H.Leroy--LPdF)