Südkorea: Soldaten Nordkoreas für Ukraine-Einsatz verlegt - keine Nato-Bestätigung
Nordkorea hat dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge 1500 Soldaten zur Unterstützung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nach Russland verlegt. Weitere Truppenverlegungen seien geplant, teilte der Geheimdienst in Seoul am Freitag mit. Die Nato bestätigte diese Angaben zunächst nicht.
"Derzeit ist unsere offizielle Position, dass wir Berichte, laut denen Nordkoreaner aktiv als Soldaten am Kriegsgeschehen beteiligt sind, nicht bestätigen können", sagte Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Diese Position könne sich aber noch ändern. Die Nato stehe im "engen Kontakt" mit ihren Partnern, besonders mit Südkorea, um alle Informationen zu erhalten.
Dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge wurden die nordkoreanischen Spezialkräfte zwischen dem 8. und 13. Oktober "mit einem Transportschiff der russischen Marine nach Russland transportiert". Dies sei eine Bestätigung für die "militärische Beteiligung" Nordkoreas am Ukraine-Krieg. Der Geheimdienst veröffentlichte Satellitenbilder, die die Truppenverlegung zeigen sollen.
Der Geheimdienst teilte weiter mit, die nordkoreanischen Soldaten seien an Militärstützpunkte im äußersten Osten Russlands gebracht worden, unter anderem nach Wladiwostok und Chabarowsk. Sie seien mit russischen Uniformen und Waffen ausgestattet worden. Dies sei ein "Versuch, zu verschleiern, dass es sich um nordkoreanische Truppen handelt". Sobald die nordkoreanischen Soldaten ein "Eingewöhungstraining" absolviert hätten, sollten sie an die Front geschickt werden.
"Es wird erwartet, dass es bald einen zweiten Transport gibt", teilte der Geheimdienst weiter mit. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte zuvor unter Berufung auf den Geheimdienst berichtet, die Führung in Pjöngjang plane die Entsendung von insgesamt "vier Brigaden mit 12.000 Soldaten, unter ihnen auch Spezialkräfte" an die Front.
Dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge belieferte Nordkorea Russland zudem seit August mit "mehr als 13.000 Containern mit Artilleriegranaten, Raketen, Panzerabwehrraketen und anderen tödlichen Waffen". Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol berief am Freitag eine Dringlichkeitssitzung ein. Die nordkoreanische Unterstützung für Russlands Krieg sei eine "große Sicherheitsbedrohung, für unser Land und die internationale Gemeinschaft", teilte sein Büro mit.
Aus Kiew hieß es, die mutmaßlichen Truppenentsendungen seien ein "Beweis" dafür, dass Russland den Krieg ausweiten wolle und versuche, "seine Verbündeten in das Kriegsgeschehen hineinzuziehen". Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor erklärt, "wir wissen von den Geheimdiensten, dass 10.000 Soldaten aus Nordkorea dafür trainiert werden, gegen uns zu kämpfen".
Selenskyj hatte in dieser Woche seinen "Siegesplan" zur Beendigung des russischen Angriffskrieges auch bei der EU und der Nato vorgestellt. Der Plan enthält unter anderem die seit Langem im Raum stehende Forderung nach Raketen mit hoher Reichweite für Angriffe in entfernteren russischen Gebieten. Selenskyj konnte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jedoch erneut nicht zu einer Zusage bewegen.
In Bezug auf die mutmaßlichen nordkoreanischen Truppenentsendungen rief Pjöngjangs Verbündeter China die beteiligten Parteien zur "Deeskalation" auf. "Chinas Position zur Ukraine-Krise ist unverändert und eindeutig", teilte das Außenministerium auf Nachfrage mit. Peking hoffe auf eine politische Lösung.
China nimmt für sich in Anspruch, im Konflikt in der Ukraine eine neutrale Position einzunehmen. Peking und Moskau haben ihre Beziehungen vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ukraine deutlich vertieft. Der Westen wirft China vor, Russland wirtschaftliche Unterstützung zu gewähren, die für den Ukraine-Krieg von entscheidender Bedeutung ist.
Russland hatte zuvor bereits Berichte dementiert, nach denen nordkoreanische Soldaten in der Ukraine an der Seite der russischen Truppen kämpfen. Nordkorea und Russland haben in den vergangenen Jahren ihre militärischen Beziehungen verstärkt. Experten berichten seit Langem, dass Russland in der Ukraine nordkoreanische Raketen einsetze, was Moskau und Pjöngjang jedoch bestreiten.
(C.Fournier--LPdF)