Hisbollah überzieht Israel mit massivem Beschuss - Angriff auf Netanjahus Haus
Israel ist am Samstag von einem Sperrfeuer aus Richtung des Libanon überzogen worden. Mindestens 115 Geschosse seien aus dem Nachbarland abgefeuert worden, erklärte die israelische Armee. Ins Visier geriet dabei demnach vor allem der Norden Israels, wo in regelmäßigen Abständen Luftalarm zu hören war. Eine aus dem Libanon abgefeuerte Drohne zielte nach Angaben des Büros von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf dessen Residenz in der zentralisraelischen Stadt Caesarea ab.
"Der Ministerpräsident und seine Frau waren nicht vor Ort, und es gab keine Verletzten", teilte Netanjahus Büro mit. Zuvor hatte das israelische Militär erklärt, eine aus dem Libanon abgefeuerte Drohne habe "eine Struktur" in der Stadt Caesarea getroffen.
Die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon teilte mit, Raketensalven auf mehrere Orte im Norden Israels abgefeuert zu haben, darunter auf einen Militärstützpunkt nahe der Stadt Haifa und die Stadt Safed.
Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom gab es im Bezirk Kiryat Ata nahe Haifa fünf Verletzte. Dort wurde ein dreistöckiges Gebäude durch eine Rakete beschädigt, zudem gerieten zwei Autos in Brand, wie Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten. Weiter meldeten Rettungskräfte den Tod eines 50-jährigen Mannes, der zuvor nahe der Hafenstadt Akkon durch Raketentrümmer schwer verletzt worden war.
Die Hisbollah hatte am Freitag als Reaktion auf den Tod des Chefs der militanten Palästinenserorganisation Hamas, Jahja Sinwar, bei einem israelischen Armee-Einsatz die Eröffnung einer neuen "eskalierenden Phase" in ihrem Konflikt mit Israel angekündigt.
Die Hisbollah-Miliz ist mit der Hamas verbündet, beide Organisationen werden vom Iran unterstützt. Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel vor rund einem Jahr hatte die Hisbollah mit ständigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen das Land eröffnet. Im vergangenen Monat verstärkte auch Israel den Beschuss auf Ziele im Nachbarland und startete im südlichen Libanon zudem Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz.
Bei einem Angriff auf eine wichtige Autobahn im Norden der Hauptstadt Beirut wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums am Samstag zwei Menschen getötet.
Am Donnerstag hatte die israelische Armee mitgeteilt, Hamas-Chef Sinwar sei bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen gestorben, was die Hamas dann am Freitag bestätigte. Der 61-Jährige galt als Drahtzieher des Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023, der den Gaza-Krieg ausgelöst hatte.
Laut einem Bericht der US-Zeitung "New York Times" ergab die Obduktion Sinwars in Israel, dass dieser durch einen Kopfschuss getötet wurde. Unklar war demnach aber, wer den Schuss wann abfeuerte und welche Waffe benutzt wurde.
Das geistliche Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, vertrat die Ansicht, die Hamas werde trotz des Tods ihres Anführers überleben. Der Verlust sei zwar schmerzhaft für "die Front des Widerstands" gegen Israel, "aber sie wird mit dem Märtyrertod Sinwars keineswegs aufhören", erklärte Chamenei.
Die israelische Armee setzte unterdessen ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Laut dem palästinensischen Zivilschutz wurden in der Nacht zum Samstag in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Dschabalia im Norden des Palästinensergebiets 33 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Das israelische Militär erklärte, den Vorfall prüfen zu wollen.
Augenzeugen berichteten zudem von israelischem Beschuss im Lager Al-Bureij im Zentrum des Gazastreifens. Zudem warfen Mediziner dem israelischen Militär vor, das Indonesische Krankenhaus in der nördlichen Stadt Beit Lahia umzingelt und beschossen zu haben.
Am 6. Oktober hatte Israel eine neue Offensive im Norden des Gazastreifen, auch um Dschabalia, begonnen. Die Armee erklärte, gegen Hamas-Kämpfer vorzugehen, die sich dort neu formieren würden. Die Gegend war bereits zu Beginn des Gaza-Kriegs Schauplatz heftiger Kämpfe. Die israelischen Streitkräfte gehen seit dem beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel massiv im Gazastreifen vor.
(R.Lavigne--LPdF)