Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah: Weitere Todesopfer auf beiden Seiten
Im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz haben beide Seiten ihre Angriffe am Donnerstag fortgesetzt. Bei Raketenangriffen aus dem Libanon auf den Norden Israels wurden laut Behörden und Rettungskräften sieben Menschen getötet. Durch israelischen Beschuss wurden im Libanon mindestens sieben Menschen getötet, darunter sechs Sanitäter, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Die israelische Armee attackierte zudem Ziele in der Umgebung der libanesischen Städte Tyros und Baalbek.
Einer der Raketenangriffe aus dem Libanon tötete laut israelischem Rettungsdienst Magen David Adom zwei Menschen auf einem Olivenfeld außerhalb der Stadt Kyriat Ata. Zuvor war ein Angriff auf die nordisraelische Stadt Metula gemeldet worden, bei dem laut Behördenangaben ein Landwirt sowie vier ausländische Landarbeiter getötet wurden.
Bei israelischen Angriffen auf drei Ziele im Südlibanon wurden libanesischen Angaben zufolge sechs Sanitäter von mit Milizen verbündeten Rettungsorganisationen getötet. Seit dem Beginn der verstärkten Kämpfe zwischen der pro-iranischen Hisbollah und der israelischen Armee vor mehr als einem Jahr wurden damit laut libanesischen Angaben 178 Mitarbeiter von Rettungskräften getötet.
Rettungshelfer aus Tryos, die ihren verletzten Kollegen zur Hilfe eilen wollten, wurden von der israelischen Luftwaffe beschossen, wie die amtliche libanesischen Nachrichtagentur NNA berichtete. Über Todesopfer wurde nichts bekannt.
Die israelische Armee griff zudem das Dorf Al-Hawsh im Süden von Tyros an, wie libanesische Medien berichteten. Zuvor hatte die israelische Armee Bewohner dazu aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Armeesprecher Avichay Adraee rief sie im Onlinedienst X dazu auf, sich in Gegenden nördlich des Flusses Awali zu begeben. Auch die Bewohner des palästinensischen Flüchtlingslagers Ratschidije wurden zur Flucht aufgefordert. Das etwa fünf Kilometer außerhalb von Tyros gelegene Camp ist eines der größten und bevölkerungsreichsten des Libanon.
Adraee forderte zudem die Bewohnerinnen und Bewohner der ostlibanesischen Stadt Baalbek sowie zweier umliegender Dörfer zur Evakuierung auf. Die Armee wolle dort Einrichtungen und Kampfmittel der Hisbollah angreifen, erklärte Adraee. NNA meldete anschließend vier israelische Angriffe auf das Dorf Duris sowie die Umgebung von Baalbek. Am Mittwoch waren laut libanesischen Angaben mindestens 19 Menschen durch israelische Angriffe in der Region getötet worden.
Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati warf Israel vor, mit den Evakuierungaufforderungen für ganze Städte und Gebiete die libanesische Zivilbevölkerung zu bedrohen. "Dies sind weitere Kriegsverbrechen, die zu der Serie der Verbrechen des Feindes hinzukommen", erklärte er. Mikati forderte "intensivere" diplomatische Bemühungen gegen die israelische "Aggression".
Die israelische Armee verübte zudem am Donnerstag einen Drohnenangriff auf ein Auto auf einer Schnellstraße in der Nähe von Beirut. Laut libanesischen Sicherheitskreisen wurde der Fahrer des Wagens getötet. NNA zufolge gab es am Donnerstag einen weiteren israelischen Drohnenangriff auf einen Motorradfahrer im Küstenort Nakura.
Die Zahl der Angriffe auf Fahrzeuge im Libanon hat in den vergangenen Wochen zugenommen. Am Mittwoch war bei einem israelischen Angriff auf derselben Schnellstraße der Fahrer eines Transporters getötet worden, der laut Sicherheitskreisen Munition für die Hisbollah transportierte.
Zudem griff die israelische Armee laut eigenen Angaben Waffendepots und ein Hauptquartier der Hisbollah in der syrischen Grenzregion Kusajr an. Damit sollten Waffentransfers "aus dem Iran über Syrien an die Hisbollah im Libanon" verhindert werden, wie die Armee mitteilte. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge, die sich auf Angaben von Aktivisten in Syrien stützt, wurden bei insgesamt drei israelischen Angriffen in der Region fünf Menschen getötet.
Gebiete in Syrien waren im Zuge der Verschärfung des Konfliktes zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee ebenfalls verstärkt unter Beschuss geraten. Wichtige Grenzübergänge sind seit israelischen Angriffen unpassierbar.
Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon deutlich verstärkt und zudem Ende September auch Bodeneinsätze gegen Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon begonnen.
(L.Garnier--LPdF)