Trump verkündet erste Postenvergabe: Wahlkampfstrategin Susie Wiles wird Stabschefin
Nach seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl hat der Republikaner Donald Trump am Donnerstag eine erste Personalie für seine Amtszeit verkündet: Trumps Wahlkampfstrategin Susie Wiles soll Stabschefin im Weißen Haus werden. Zuvor hatte der scheidende Präsident Joe Biden eine "friedliche und geordnete" Übergabe der Amtsgeschäfte angekündigt. Indes zeigte Trump seine Absicht, mit der Politik seines Vorgängers zu brechen und erklärte, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen zu wollen.
"Susie ist zäh, klug, innovativ und wird allgemein bewundert und respektiert", erläuterte Trump die Auswahl seiner Stabschefin. "Sie wird weiterhin unermüdlich daran arbeiten, Amerika wieder großartig zu machen. Es ist eine wohlverdiente Ehre, Susie als erste weibliche Stabschefin in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu haben", fuhr der Republikaner fort.
Ex-Präsident Trump hatte am Dienstag die Wahl gegen die demokratische Kandidatin und derzeitige Vizepräsidentin Kamala Harris gewonnen. Wenn der Republikaner im Januar sein Amt antritt, kann er einige Posten neu besetzen. Von denjenigen, die während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 seinem Stab angehörten, kommt fast keiner in Betracht, da die meisten ihm dieses Mal die Gefolgschaft verweigerten.
Bereits bei seiner Siegesrede in der Nacht zu Mittwoch hatte Trump die 67-jährige Wiles mit auf die Bühne geholt. "Wir nennen sie das 'Eis-Baby'", sagte er. "Susie hält sich gerne im Hintergrund." Weitere Besetzungen sollen in den "kommenden Tagen und Wochen" bekannt gegeben werden, wie Trumps "Team für den Übergang" mitteilte.
Indes rief Trumps Vorgänger Biden seine Landsleute am Donnerstag zur Beruhigung der Gemüter auf. "Ich hoffe, dass wir, egal wen Sie gewählt haben, einander nicht als Gegner, sondern als amerikanische Mitbürger betrachten können. Senken Sie die Temperatur", sagte Biden in einer kurzen Ansprache aus dem Weißen Haus. "Am 20. Januar werden wir hier in Amerika eine friedliche Machtübergabe erleben."
Überdies rief er die Anhänger der Demokratischen Partei auf, nicht aufzugeben, auch wenn Trumps Regierungsübernahme eine radikale Abkehr von der Politik der vergangenen vier Jahre zur Folge haben dürfte.
"Denkt daran: Eine Niederlage bedeutet nicht, dass wir besiegt sind", sagte der scheidende Präsident, der Trump während des Wahlkampfes als Gefahr für die US-Demokratie bezeichnet und vor dessen Comeback gewarnt hatte. Dennoch hatte Biden Trump nach dessen Wahlsieg ins Weiße Haus eingeladen, was zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Rivalen seit dem TV-Duell vom 24. Juni führen wird. Nach seinem desaströsen Auftritt in dem Duell hatte Biden Ende Juli aus Altersgründen auf seine Kandidatur verzichtet, die daraufhin seine Stellvertreterin Harris übernahm.
Bei der US-Präsidentschaftswahl vor vier Jahren hatte sich Biden gegen Trump durchgesetzt. Seine Rede am Donnerstag stand in starkem Kontrast zum Verhalten des Republikaners, der 2020 einen geordneten Übergang verweigert und für Chaos gesorgt hatte. Der unterlegene Trump verbreitete damals die Lüge vom Wahlbetrug. Später stachelte er fanatische Anhänger auf, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten, um die Beglaubigung von Bidens Wahlsieg zu verhindern.
Biden scheidet am 20. Januar 2025 aus dem Amt, am selben Tag wird Trump mit seiner Vereidigung vor dem Kapitol zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten, nachdem er von 2017 bis 2021 bereits der 45. Präsident war. Zwischen Wahl und Vereidigung gilt in den USA traditionsgemäß die Phase des Übergangs, in welcher der scheidende Präsident seinem Nachfolger Hilfestellungen leistet.
International sorgt Trumps Sieg für viele Spekulationen und auch Befürchtungen hinsichtlich des künftigen außenpolitischen Kurses der USA. Der Rechtspopulist hat angekündigt, den Ukraine-Krieg noch vor seinem Amtsantritt beenden zu wollen. In Kiew wird befürchtet, dass Trump als entschiedener Gegner der US-Milliardenhilfen für die Ukraine diese drastisch verringern und das Land zu einem Abkommen mit Russland zwingen könnte.
Am Donnerstag signalisierte Trump seine Bereitschaft zu einem Gespräch mit Kreml-Chef Putin. "Ich denke, wir werden sprechen", sagte er in einem Interview mit dem Sender NBC News. Der russische Präsident hatte Trump kurz zuvor zu seinem Wahlsieg gratuliert und ebenfalls erklärt, dass er "bereit" sei für Gespräche mit Trump.
Zuvor Kreml-Sprecher Peskow noch erklärt, er wisse nichts von Plänen Putins, Trump zu gratulieren. "Vergessen wir nicht, dass wir von einem feindlichen Land sprechen, das direkt und indirekt an einem Krieg gegen unseren Staat beteiligt ist", sagte er.
(P.Toussaint--LPdF)