Kandidaten-Debatte: Schröder warnt SPD vor Demontage von Kanzler Scholz
Der frühere Bundeskanzler und SPD-Vorsitzende Gerhard Schröder hat seine Partei davor gewarnt, Regierungschef Olaf Scholz durch die Diskussion über die Kanzlerkandidatur zu beschädigen. "Jede Debatte über einen amtierenden Bundeskanzler, den man nicht austauschen kann, schadet allen", sagte Schröder der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorabmeldung vom Dienstag. "Die Partei kann doch nicht den eigenen Bundeskanzler demontieren."
In der Debatte über den richtigen SPD-Kanzlerkandidaten bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar haben sich inzwischen mehrere prominente Sozialdemokraten für Verteidigungsminister Boris Pistorius ausgesprochen. Schröder hingegen attestierte Scholz, einen "ordentlichen Job zu machen". Auch Pistorius mache seine Sache sehr gut und sei sicher geeignet für das Kanzleramt, doch müssten die Konsequenzen der öffentlichen Kandidatendebatte bedacht werden. "Es werden beide dadurch beschädigt", sagte Schröder.
Schröder war von 1998 bis 2005 Kanzler und von 1999 bis 2004 SPD-Chef. Durch seine Lobbyisten-Tätigkeit für russische Firmen fiel er aber spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges in Teilen der Partei in Ungnade. Ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn blieb erfolglos. Anlässlich seiner 60-jährigen SPD-Mitgliedschaft bekam Schröder im vergangenen Jahr eine kleine Feier seiner Partei.
Der heute 80-Jährige hatte als Kanzler nach der verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 die Vertrauensfrage im Bundestag gestellt, diese verloren und somit Neuwahlen herbeigeführt. Diese verlor die SPD knapp gegen die Union. Scholz will die Vertrauensfrage am 16. Dezember stellen, die Neuwahl des Bundestags ist für den 23. Februar kommenden Jahres geplant.
(Y.Rousseau--LPdF)