Israelische Armee: Zwei hochrangige Hamas-Kommandeure im Gazastreifen getötet
Keine Waffenruhe in Nahost in Sicht: Inmitten internationaler Vermittlungsbemühungen hat Israel seine Einsätze gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon fortgesetzt. Im Gazastreifen tötete die israelische Armee nach eigenen Angaben in der Nacht zum Freitag zwei hochrangige Hamas-Kommandeure, die demnach maßgeblich am Großangriff der radikalislamischen Palästinensergruppe auf Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt waren. Im Libanon griff die Armee erneut Hisbollah-Ziele an.
Die bei einem Einsatz in Beit Lahia getöteten Hamas-Kommandeure Dschihad Kahlut und Muhammad Okel hätten damals "die Morde und Entführungen in der Gegend von Mefalsim", eines Kibbuz im Süden Israels angeordnet, teilten die Armee und der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet mit.
Bei dem Einsatz im Norden des Gazastreifens seien in der Nacht insgesamt "fünf Hamas-Terroristen" getötet worden, hieß es weiter. Einer der dabei getöteten Hamas-Kommandeure gehörte demnach der Nuchba an, einer Hamas-Eliteeinheit. Überdies hätten beide Hamas-Kommandeure zu den Anführern der Kämpfe im nördlichen Gazastreifen gegen die israelische Armee gehört.
Die Armee erklärte zudem, sie habe "zahlreiche Schritte unternommen, um das Risiko für die Zivilbevölkerung gering zu halten". Um ein Wiedererstarken der Hamas im nördlichen Gazastreifen zu verhindern, hatte die Armee dort Anfang Oktober einen umfassenden Einsatz gestartet.
Aus Gesundheitskreisen im Gazastreifen erfuhr die Nachrichtenagentur AFP, dass bei einem nächtlichen israelischen Angriff auf Beit Lahia und das nahe gelegene Dschabalija Dutzende Menschen getötet worden seien oder seither vermisst würden. Die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde machte dazu zunächst keine konkreten Angaben. Die Behörde erklärte jedoch am Freitag, dass bei nächtlichen Angriffen rund um die Stadt Gaza zwölf Menschen getötet worden seien.
In einer separaten Erklärung teilten die Armee und der Schin Bet zudem mit, sie hätten vor zwei Tagen einen Kommandeur des Islamischen Dschihad ausgeschaltet. Der Kommandeur der Raketeneinheit der militanten Palästinensergruppe, Chalid Abu Dakka, sei bei einem Luftangriff auf die Stadt Deir el-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet worden.
Mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hatten die Hamas und mit ihr verbündete militante Palästinensergruppen den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem beispiellosen Überfall waren nach israelischen Angaben 1206 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 44.000 Menschen getötet.
Nach dem Großangriff vom 7. Oktober hatte die mit der Hamas verbündete pro-iranische Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen vom Libanon aus eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Infolge der permanenten Angriffe wurden rund 60.000 Menschen im Norden Israels aus ihren Häusern vertrieben. Als Reaktion beschoss Israel seinerseits Hisbollah-Ziele im Nachbarland.
Seit September hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon.
Um eine Waffenruhe zu erreichen, reiste der US-Sondergesandte Amos Hochstein diese Woche zu Gesprächen in den Libanon und nach Israel, wo er am Donnerstag unter anderen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu treffen sollte. Einzelheiten zu dem Treffen wurden zunächst nicht bekannt.
Derweil zeigten am Freitagmorgen AFP-Liveaufnahmen Rauchwolken nach mehreren israelischen Angriffen auf die südlichen Vororte von Beirut, wo die Hisbollah stark verwurzelt ist. Zuvor hatte die israelische Armee zur Evakuierung von drei dortigen Zonen aufgerufen und in den Onlinenetzwerken vor den bevorstehenden Angriffen gewarnt.
Später hieß es in einer israelischen Armee-Erklärung, dass ihre "Kampfflugzeuge eine erneute Angriffswelle" auf die südlichen Beiruter Vororte abgeschlossen hätten.
Auch im Nachbarland Syrien verstärkte Israel zuletzt seine Angriffe. Jüngsten Angaben von Aktivisten zufolge wurden bei israelischen Angriffen vom Mittwoch auf die Stadt Palmyra 92 pro-iranische Kämpfer getötet. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter mitteilte, waren darunter 61 Kämpfer pro-iranischer syrischer Gruppen, 26 ausländische Kämpfer der einflussreichen irakischen pro-iranischen Miliz Harakat al-Nudschaba und vier Hisbollah-Mitglieder.
Die meisten Kämpfer seien bei einem Treffen pro-iranischer Gruppen getötet worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Insgesamt hätten drei israelische Angriffe Palmyra getroffen, unter den Zielen sei ein Waffenlager im Industriegebiet der Stadt gewesen. Israel machte keine Angaben zu den Angriffen in Palmyra.
(C.Fournier--LPdF)