Papst ruft in Weihnachtsbotschaft zu Frieden und Dialog auf - Heiliges Jahr eingeläutet
Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zum Frieden in der Welt aufgerufen. Waffen sollten "schweigen" und Spaltungen überwunden werden, forderte Franziskus am Mittwoch in seiner Ansprache im Vatikan, in der er traditionsgemäß den feierlichen Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis") erteilte. Anlässlich des an Heiligabend von ihm eingeläuteten Heiligen Jahres öffnete Franziskus am Donnerstag eine Heilige Pforte im Rebibbia-Gefängnis in Rom.
Zum seit fast drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte der Papst in seiner Weihnachtsbotschaft: "Habt den Mut, die Tür für Verhandlungen sowie für Gesten des Dialogs und der Begegnung zu öffnen, um zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu gelangen."
Vor tausenden Gläubigen vor dem Petersdom ging der Papst auch auf den seit mehr als 14 Monaten andauernden Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas ein. "Die Waffen sollen im Nahen Osten schweigen", verlangte Franziskus.
"Mit festem Blick auf die Krippe von Bethlehem denke ich an die christlichen Gemeinden in Israel und Palästina, insbesondere in Gaza, wo die humanitäre Lage äußerst ernst ist", sagte das 88-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche. Er appellierte an alle Seiten, sich auf eine Waffenruhe zu einigen. Zudem sollten "die Geiseln freigelassen und die von Hunger und Krieg zermürbte Bevölkerung versorgt werden".
In der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland hatten sich Heiligabend hunderte Gläubige zu einem erneut vom Krieg überschatteten Weihnachtsfest versammelt.
Mit Blick auf den Machtwechsel in Syrien, wo islamistische Aufständische vor rund zweieinhalb Wochen den langjährigen Staatschef Baschar al-Assad gestürzt hatten, sagte Franziskus in seiner Weihnachtsbotschaft: "Ich bin auch der christlichen Gemeinschaft im Libanon nahe, vor allem im Süden, und derjenigen in Syrien in diesem besonders heiklen Moment. Es sollen sich die Türen des Dialogs und des Friedens in der ganzen durch Konflikte zerrissenen Region öffnen."
Der Papst erinnerte zudem an Konflikte und Krisen in Afrika und ihre verheerenden Folgen - insbesondere für die Kinder.
"Die humanitäre Krise, von der sie betroffen sind, wird hauptsächlich durch bewaffnete Konflikte und die Geißel des Terrorismus verursacht sowie durch die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels verschärft, die zum Verlust von Menschenleben und zur Flucht von Millionen von Menschen führen", sagte Franziskus mit Blick auf die Lage in Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo, in Mali, Mosambik und im Niger.
Gesondert hob der Papst die Lage der Menschen im Bürgerkriegsland Sudan hervor, wo sich seit April 2023 die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz einen Machtkampf liefern. Der argentinische Papst sprach auch die Lage in Myanmar in Südostasien sowie in den lateinamerikanischen Ländern Nicaragua und Venezuela und im Karibikstaat Haiti an.
Insbesondere in dem nun eröffneten Heiligen Jahr sollten sich die Verantwortlichen dafür einsetzen, "das Gemeinwohl aufzubauen, die Würde eines jeden Menschen wiederzuentdecken und die politischen Spaltungen zu überwinden", mahnte der Papst.
Das Heilige Jahr sollte nach den Worten von Franziskus zudem "eine Gelegenheit sein, alle trennenden Mauern einzureißen: die ideologischen, die oft das politische Leben prägen, und die tatsächlichen".
Am Dienstag hatte Franziskus bei der Christmette im Petersdom die Heilige Pforte der Päpstlichen Basilika geöffnet und damit das Heilige Jahr eingeläutet. Heilige Pforten sind Türen, die außerhalb Heiliger Jahre verschlossen sind. Wer diese Pforten als Pilger durchschreitet, kann laut Sündenerlass des Vatikans einen Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer bekommen.
In Rom gibt es in den vier Papstbasiliken Heilige Pforten. Zusätzlich gibt es erstmals eine Heilige Pforte für Häftlinge in einem Gefängnis, der römischen Haftanstalt Rebibbia, die Franziskus am Donnerstag öffnete. Im Vorfeld hatte er das Symbol der Öffnung einer Pforte in einem Gefängnis mit der Forderung an Regierungen verbunden, für Gefangene Amnestien und Strafminderungen zu schaffen.
Die katholische Kirche feiert seit dem 15. Jahrhundert alle 25 Jahre ein sogenanntes reguläres Heiliges Jahr. Zu den Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr 2025 werden mehr als 30 Millionen Pilger in Rom erwartet.
(R.Dupont--LPdF)