Le Pays De France - Scharfe Kritik an Gastbeitrag von Musk mit AfD-Wahlaufruf in "Welt am Sonntag"

Paris -
Scharfe Kritik an Gastbeitrag von Musk mit AfD-Wahlaufruf in "Welt am Sonntag"
Scharfe Kritik an Gastbeitrag von Musk mit AfD-Wahlaufruf in "Welt am Sonntag" / Foto: © AFP/Archiv

Scharfe Kritik an Gastbeitrag von Musk mit AfD-Wahlaufruf in "Welt am Sonntag"

Die "Welt am Sonntag" hat mit der Veröffentlichung eines Gastbeitrags von Tech-Milliardär Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD scharfe Kritik auf sich gezogen. Als Konsequenz reichte die Meinungschefin von "Welt" und "Welt am Sonntag" ihre Kündigung ein. Der Deutsche Journalisten-Verband sowie Vertreter mehrerer Parteien verurteilten den Beitrag, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm mahnte hingegen zu einer offenen Debatte über die AfD und ihre Themen.

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Anfang der Woche hatte ein Beitrag von Musk auf dessen Onlinedienst X für Schlagzeilen gesorgt, in dem er geschrieben hatte, nur die AfD könne "Deutschland retten." In seinem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" führte Musk seine Gedanken dann aus.

Angesichts eines angeblich bevorstehenden "wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs" Deutschlands sei die AfD "der letzte Funke Hoffnung für dieses Land", schrieb er. Nur sie könne die deutsche Wirtschaft wiederbeleben oder durch eine "kontrollierte Einwanderungspolitik" einen Identitätsverlust verhindern. Die "Darstellung der AfD als rechtsextrem" sei hingegen "eindeutig falsch".

Musks Beitrag war eine Gegenrede des designierten "Welt"-Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenüber gestellt. Darin bezeichnet dieser Musks "Diagnose" bezüglich der wirtschaftlichen und kulturellen Krise des Landes als "korrekt". "Doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch."

So wäre der von der AfD laut Wahlprogramm als nötig erachtete EU-Austritt für die Exportnation Deutschland "eine Katastrophe". Die Partei mit ihrer "Anbiederung an Russland und China und ihrer Ablehnung von Amerika und EU ist keineswegs 'der letzte Funke Hoffnung für dieses Land'". Vielmehr sei sie "eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft", schrieb Burgard.

Trotz der Gegenrede hagelte es Kritik - zunächst intern. "Heute ist in der 'Welt am Sonntag' ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht", schrieb die Ressortleiterin Meinung von "Welt" und "WamS", Eva Marie Kogel, am Samstag im Onlinedienst X. Medienberichten zufolge gab es zudem weiteren redaktionsinternen Widerstand gegen den Text.

CDU-Chef Friedrich Merz nannte den Wahlaufruf von Musk "übergriffig und anmaßend". "Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat", sagte der Kanzlerkandidat der Union den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Musk müsse zudem "einige Dinge übersehen haben", fuhr Merz fort. So hätte es mit der AfD den Bau seines Werkes in Brandenburg "nie gegeben, denn es war die AfD, aus der der heftigste Widerstand gegen dieses Werk kam". Ein EU-Austritt würde zudem "der deutschen Wirtschaft und den Arbeitsplätzen in unserem Land massiv schaden".

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sagte dem "Handelsblatt", es sei "beschämend und gefährlich", Musk eine solche offizielle Plattform zu bieten. Es sei außerdem "inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben". Ähnlich äußerte sich der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch.

Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte ebenfalls "gegen den Freifahrtschein für Musk", per Gastbeitrag AfD-Wahlwerbung machen zu dürfen. "Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker - unglaublich!", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen", warnte er.

Die Wirtschaftsweise Grimm sagte der "FAZ" hingegen, die nun ausgelöste Debatte sei "eigentlich gut, denn es ist essenziell, dass wir jetzt alle politisch werden". Es bringe nichts, die Diskussion über die AfD und ihre Themen zu unterdrücken. "Sie muss geführt werden. Und sie kann auch geführt werden."

(N.Lambert--LPdF)