Le Pays De France - Verantwortlicher der "Panama Papers" macht dem Bundeskriminalamt Vorwürfe

Paris -
Verantwortlicher der "Panama Papers" macht dem Bundeskriminalamt Vorwürfe
Verantwortlicher der "Panama Papers" macht dem Bundeskriminalamt Vorwürfe / Foto: © AFP/Archiv

Verantwortlicher der "Panama Papers" macht dem Bundeskriminalamt Vorwürfe

Sechs Jahre nach der Enthüllung der "Panama Papers" hat der anonyme Verantwortliche des riesigen Datenleaks in seinem ersten Interview Vorwürfe gegen das Bundeskriminalamt (BKA) erhoben. Das BKA habe sich nicht an Vereinbarungen gehalten und ihn in Gefahr gebracht, sagte der Mensch mit dem Decknamen John Doe (etwa: Max Mustermann) dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".

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Er bestätigte, dass er dem BKA die Panama Papers verkauft habe. "Ich war von Anfang an bereit, mit den Regierungsbehörden zusammenzuarbeiten, weil mir klar war, dass die in den Panama Papers beschriebenen Verbrechen strafrechtlich verfolgt werden müssen", sagte Doe.

Die deutsche Regierung habe ihm zunächst versichert, seine Familie zu schützen. Nach Medienberichten hatte das BKA 2017 fünf Millionen Euro für die Daten bezahlt. Doe wirft dem BKA nun aber vor, nach der Übergabe der Daten auf sich allein gestellt gewesen zu sein. Außerdem habe die Behörde sich nicht an die finanzielle Abmachung gehalten.

Zu den Staaten, die Steueroasen nutzen, zähle auch Russland. "Briefkastenfirmen, über die das russische Militär mitfinanziert wird, sind involviert, wenn Putins Raketen bei Angriffen auf Einkaufszentren in der Ukraine unschuldige Zivilisten töten", sagte Doe. Briefkastenfirmen machten solche Gräueltaten möglich, "weil sie ihre Besitzer verschleiern und somit von der Rechenschaftspflicht befreien", fügte er hinzu.

John Doe gab sein erstes Interview seit der Veröffentlichung der "Panama Papers" den Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer. Beiden hatte er 2015 etwa 11,5 Millionen Dokumente aus der Kanzlei des panamaischen Finanzdienstleisters Mossack Fonseca zugespielt. Die Journalisten wechselten inzwischen von der "Süddeutschen Zeitung" zum "Spiegel".

Das Interview fand über eine gesicherte Internetverbindung statt. Dabei war die Stimme des Whistleblowers aus Sicherheitsgründen verfremdet.

Mehr als 400 Journalisten aus rund 80 Ländern hatten die Dokumente ausgewertet und sie im April 2016 veröffentlicht. Sie enthüllten unter anderem, dass Staats- und Regierungschefs und bekannte Persönlichkeiten aus der Welt der Finanzen, des Sports und der Kunst Geld vor dem Fiskus versteckt hatten.

In der Folge traten der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson und der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif von ihren Ämtern zurück. Auch der ehemalige britische Premierminister David Cameron und der Fußballstar Lionel Messi waren aufgeführt. Der "Spiegel" zitiert Schätzungen, nach denen nach der Veröffentlichung der "Panama Papers" mehr als 1,3 Milliarden Dollar an Strafzahlungen und Steuern eingetrieben wurden.

(H.Duplantier--LPdF)