Le Pays De France - Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte rückt näher

Paris -
Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte rückt näher
Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte rückt näher / Foto: © AFP/Archiv

Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte rückt näher

Gut fünf Monate nach der russischen Invasion in der Ukraine rückt eine Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte näher. Die für die Ausfuhr bestimmten Häfen am Schwarzen Meer nahmen am Mittwoch wieder ihren Betrieb auf, wie die ukrainische Marine mitteilte. In Istanbul wurde zugleich ein Koordinationszentrum eröffnet, das die Einhaltung des in der vergangenen Woche unterzeichneten Getreide-Abkommens überwachen soll.

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Nach Angaben der ukrainischen Marine nahmen die Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Piwdenny am Mittwoch ihre "Arbeit wieder auf". Es müssten aber noch sichere Routen für die Frachtschiffe festgelegt werden.

Die Ukraine und Russland hatten am vergangenen Freitag ein von der türkischen Regierung und der UNO vermitteltes Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Ausfuhr von Getreide über das Schwarze Meer regelt. Die Ukraine und Russland verpflichten sich darin, sichere Korridore für die Frachtschiffe einzuhalten und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten. Die Frachtschiffe sollen beim Aus- und Einlaufen aus den Häfen von ukrainischen Militärbooten begleitet werden.

In Istanbul wurde am Mittwoch derweil das im Abkommen vorgesehen Koordinationszentrum eröffnet. Dort sollen Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der Vereinten Nationen künftig gemeinsam die sichere Durchfahrt ukrainischer Frachtschiffe auf den festgelegten Routen überwachen. Die Schiffe sollen außerdem in Istanbul bei ihrer Ankunft und Abfahrt von Vertretern der vier Parteien inspiziert werden, um heimliche Waffenlieferungen zu verhindern.

Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar soll im Bedarfsfall von den beteiligten Parteien auch über die Räumung von Seeminen entschieden werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sei dies aber nicht nötig. "Die Mitarbeiter dieses Zentrums sind sich bewusst, dass die Augen der Welt auf sie gerichtet sind", sagte Akar. "Wir hoffen, dass das Zentrum den größtmöglichen Beitrag zur humanitären Hilfe und zum Frieden leisten wird."

Die Regierung in Kiew hatte am Montag angekündigt, dass der Export aus den ukrainischen Häfen noch in dieser Woche anlaufen könne. Das Getreide-Abkommen gilt zunächst für vier Monate. Wenn pro Monat etwa acht Millionen Tonnen Getreide ausgeführt werden können, würden vier Monate ausreichen, um das derzeit blockierte Getreide in einer Größenordnung von 25 Millionen Tonnen auszuführen.

An der Verlässlichkeit der russischen Zusagen waren am Wochenende wegen eines international verurteilten Angriffs auf den Hafen von Odessa Zweifel laut geworden. Moskau betonte, dass die Armee "militärische Infrastruktur" ins Visier genommen habe und einer Wiederaufnahme der Getreide-Lieferungen nichts im Wege stehe.

Die Ukraine ist einer der weltgrößten Exporteure von Weizen und anderem Getreide. Die Blockade der Getreide-Exporte betrifft insbesondere Entwicklungsländer in Afrika und anderen Weltregionen, die stark von Importen aus Russland und der Ukraine abhängig sind. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar hat sich in vielen Ländern die Getreideversorgung verschlechtert und die Preise für entsprechende Grundnahrungsmittel sind explodiert.

(L.Chastain--LPdF)