IS bekennt sich zu Anschlag auf russische Botschaft in Kabul mit sechs Toten
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu einem am Montag verübten Bombenanschlag auf die russische Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit mindestens sechs Todesopfern bekannt. Ein Kämpfer habe seinen "Sprengstoffgürtel in einer Menschenansammlung gezündet, in der sich russische Botschaftsangestellte befanden", erklärte der IS im Onlinedienst Telegram. Dem russischen Außenministerium zufolge starben bei dem Angriff zwei Botschaftsmitarbeiter. Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, zudem seien vier afghanische Zivilisten getötet worden.
Dem Innenministerium zufolge wurde der Selbstmordattentäter aber getötet, "bevor er sein Ziel erreichen konnte". Die vier getöteten Afghanen hatten nach Angaben der Polizei in Kabul auf konsularische Betreuung gewartet. Es handelte sich um den ersten Angriff auf eine ausländische Vertretung, seit die radikalislamischen Taliban im August 2021 die Macht in Afghanistan übernommen hatten.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, die "terroristische Tat" sei "völlig unannehmbar". Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, Moskau habe umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit rund um die Botschaft zu erhöhen. Dabei habe man auch auf "Mittel des afghanischen Geheimdienstes und der Gegenspionage" zurückgegriffen.
Russland war während der chaotischen Machtübernahme durch die Taliban im vergangenen Jahr einer der wenigen Staaten, die ihre Botschaft offen hielten - während andere Nationen den Betrieb ihrer Vertretungen einstellten und das Personal evakuierten.
Dem afghanischen Außenministerium zufolge wurden wegen des Anschlags auf die russische Botschaft Ermittlungen eingeleitet. Die Behörden würden es den "Feinden" nicht erlauben, "die Beziehungen zwischen den beiden Ländern durch solch negative Aktionen zu sabotieren", hieß es weiter.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen verurteilte den Anschlag "aufs Schärfste" und drückte den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. Die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (Unama) verurteilte den Anschlag auf Twitter und forderte von den afghanischen Behörden Maßnahmen zum Schutz der "Sicherheit der Bevölkerung und der diplomatischen Vertretungen".
Nach der Machtübernahme der Taliban hatte die Gewalt in Afghanistan zunächst nachgelassen. In den vergangenen Monaten wurden allerdings wiederholt Anschläge verübt, die in der Regel der IS für sich reklamierte. Der IS ist wie die Taliban eine sunnitische Gruppierung, beide befinden sich aber in einer erbitterten Rivalität zueinander.
(F.Bonnet--LPdF)