Le Pays De France - Jeremy Hunt folgt als Finanzminister in Großbritannien auf Kwasi Kwarteng

Paris -
Jeremy Hunt folgt als Finanzminister in Großbritannien auf Kwasi Kwarteng
Jeremy Hunt folgt als Finanzminister in Großbritannien auf Kwasi Kwarteng / Foto: © POOL/AFP/Archiv

Jeremy Hunt folgt als Finanzminister in Großbritannien auf Kwasi Kwarteng

Nach den Turbulenzen wegen ihrer umstrittenen Steuersenkungspolitik hat die neue britische Premierministerin Liz Truss ihren Finanzminister gefeuert. Zum Nachfolger wurde am Freitag der ehemalige Außenminister Jeremy Hunt ernannt. Derweil gibt es in der regierenden konservativen Partei auch Rufe nach einer Ablösung von Premierministerin Truss selbst.

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Kwasi Kwarteng gab seine Entlassung als Finanzminister am Freitag selbst im Online-Dienst Twitter bekannt. In einem Brief an die Regierungschefin schrieb er: "Sie haben mich gebeten, als Finanzminister abzutreten. Ich habe akzeptiert." Er betonte, dass das Finanzpaket notwendig sei, da der "Status quo einfach keine Option" gewesen sei. Truss schrieb in einer Antwort an Kwarteng, dieser habe "die nationalen Interessen an erste Stelle gesetzt".

Kwarteng hatte im vergangenen Monat ein drastisches Maßnahmenbündel von Steuersenkungen bis hin zum Einfrieren von Strom- und Gaspreisen angekündigt, mit dem die britische Regierung das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die hohe Inflation dämpfen wollte. Das milliardenschwere Paket der konservativen Regierung hatte wegen einer drohenden hohen Staatsverschuldung zu Unruhe an den Finanzmärkten und zu massivem Unmut auch in den Reihen der konservativen Regierungspartei geführt.

Das britische Pfund fiel in der Folge auf einen beispiellos niedrigen Kurs im Vergleich zum Dollar, Zinsen für Staatsanleihen schossen in die Höhe. Die Bank of England sah sich gezwungen, auf den Anleihemärkten einzugreifen, um die Finanzstabilität zu wahren - sie kündigte aber bereits an, ihre Interventionen am Freitag zu beenden. Doch auch nach der Ablösung Kwartengs sackte das britische Pfund am Freitag erneut um 1,2 Prozent gegenüber dem Dollar ab.

Ein prominenter Kenner der konservativen Tories, Paul Goodman, hatte vor Kwartengs Entlassung gesagt, einige Abgeordnete zögen eine Ablösung des Finanzministers und sogar von Truss selbst in Betracht. "Alle möglichen Namen" würden für die Nachfolge genannt, sagte Goodman der BBC. Dazu zählten der frühere Finanzminister Rishi Sunak, der gegen Truss für die Führung der Tory-Partei kandidiert hatte, und "sogar Boris Johnson", der Vorgänger von Truss im Amt des Regierungschefs, den die Partei zum Rücktritt gezwungen hatte.

Eine Idee sei, dass Sunak zusammen mit der ehemaligen Verteidigungsministerin Penny Mordaunt "im Wesentlichen die Führung" übernimmt. Mordaunt hatte ebenfalls für den Tory-Vorsitz kandidiert.

Der nun entlassene Kwarteng hatte zuletzt eine Dienstreise nach Washington vorzeitig abgebrochen und war nach seiner Rückkehr direkt zum Regierungssitz in der Downing Street gefahren. Kwarteng, der beim Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington war, sollte eigentlich erst am Samstag zurückkehren. Am Donnerstag hatte Kwarteng noch versichert, er werde seinen Job nicht aufgeben: "Ich gehe nirgendwohin", sagte er in Washington.

Truss kündigte für Freitag kurzfristig eine Pressekonferenz an. Bevor Kwartengs Rauswurf bekannt wurde, hatten britische Medien berichtet, Kwarteng und Truss planten dringende Krisengespräche, um weitere Teile ihres heftig kritisierten Plans zur Ankurbelung der Wirtschaft zu kippen.

(F.Bonnet--LPdF)