Le Pays De France - Liz Truss kämpft trotz Kehrtwende bei Stuerplänen um politisches Überleben

Paris -
Liz Truss kämpft trotz Kehrtwende bei Stuerplänen um politisches Überleben
Liz Truss kämpft trotz Kehrtwende bei Stuerplänen um politisches Überleben / Foto: © POOL/AFP

Liz Truss kämpft trotz Kehrtwende bei Stuerplänen um politisches Überleben

Trotz ihrer Kehrtwende bei den Steuerplänen muss die britische Premierministerin Liz Truss weiter um ihr politisches Überleben kämpfen. Am Dienstag wollte Truss sich mit ihrem Kabinett treffen und um Unterstützung unter den konservativen Parlamentsabgeordneten werben. Zuvor hatte die Parteichefin der Konservativen sich für "Fehler" im Zusammenhang mit ihren Finanzplänen entschuldigt, einem Rücktritt aber eine Absage erteilt. Für Mittwoch ist eine Fragestunde mit der Regierungschefin im Parlament vorgesehen.

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"Ich möchte meine Verantwortung akzeptieren und mich für die Fehler, die gemacht wurden, entschuldigen", sagte Truss in einem am Montagabend ausgestrahlten Interview mit der BBC. Die Regierung sei bei den geplanten Reformen "zu schnell zu weit gegangen".

Rücktrittsforderungen erteilte die Premierministerin aber eine Absage. "Ich werde auf meinem Posten bleiben, um meine Verpflichtungen im nationalen Interesse zu erfüllen", sagte sie. Truss ist erst seit sechs Wochen im Amt. Dennoch steht sie bereits massiv auch in den eigenen Reihen unter Druck. Ihr massives Steuersenkungspaket hatte wegen fehlender Gegenfinanzierung zu Turbulenzen an den Finanzmärkten und zu heftigem Unmut auch in den Reihen der konservativen Regierungspartei geführt.

Daraufhin ließ Truss zunächst ihren Vertrauten, den damaligen Finanzminister Kwasi Kwarteng, die geplante Steuersenkung für Spitzenverdiener zurücknehmen. Am Freitag entließ sie ihn dann. Der neue Finanzminister Jeremy Hunt kippte das geplante Finanzpaket am Montag fast vollständig, auch die Entlastungen bei den Energiepreisen strich er massiv zusammen. Zudem kündigte er die Einrichtung eines Beratergremiums in Wirtschaftsfragen an.

Truss' regierende Tories sind in den vergangenen Wochen in den Umfragen regelrecht abgestürzt. Britische Medien verglichen Hunts Ankündigungen mit einem Staatsstreich. "Es war ein sehr britischer Putsch. So höflich, dass man ihn fast hätte übersehen können", schrieb etwa der "Guardian".

Der konservative Abgeordnete Roger Gale sagte, dass Hunt "De-facto-Premierminister" geworden sei. Sein Parteikollege Charles Walker nannte Truss' Stellung "unhaltbar". "Falls sie nicht jetzt sofort geht, wird es nicht mehr ihre Entscheidung sein", sagte er dem Sender Sky News.

Das vor drei Wochen von Kwarteng angekündigte Steuersenkungspaket hatte wegen einer drohenden hohen Staatsverschuldung für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt, die Zinsen für britische Staatsanleihen schossen in die Höhe und das Pfund brach ein. Hunts Ankündigungen ließen das britische Pfund am Montag gegenüber dem Dollar und dem Euro wieder in die Höhe schnellen, während die Anleiherenditen sanken.

James Heappey, Staatsminister im Verteidigungsministerium, sprach Truss wegen des offenen Eingeständnisses ihrer Fehler Führungsqualitäten zu. Angesichts des politischen Klimas denke er aber nicht, "dass es die Möglichkeit gibt weitere Fehler zu machen".

Die konservative Zeitung "Daily Telegraph" schrieb, Truss sei mit der "Schande" konfrontiert, die Regierungschefin mit der zweitkürzesten Amtszeit in der Geschichte Großbritanniens zu werden - es sei denn, die Abgeordneten ihrer eigenen Partei gäben ihr eine "Atempause".

(E.Beaufort--LPdF)