Le Pays De France - Ex-Finanzminister Sunak erreicht nötige Rückendeckung für Truss-Nachfolge

Paris -
Ex-Finanzminister Sunak erreicht nötige Rückendeckung für Truss-Nachfolge
Ex-Finanzminister Sunak erreicht nötige Rückendeckung für Truss-Nachfolge / Foto: © AFP

Ex-Finanzminister Sunak erreicht nötige Rückendeckung für Truss-Nachfolge

Im Rennen um die Nachfolge der scheidenden britischen Premierministerin Liz Truss hat Ex-Finanzminister Rishi Sunak als Erster die notwendigen hundert Unterstützer unter den Tory-Abgeordneten hinter sich versammeln können. Mehrere Abgeordnete bestätigten am Freitagabend, dass Sunak die Mindestanzahl an Unterstützern erreicht habe. Innerhalb der Regierung hatten sich zuletzt mehrere Kabinettsmitglieder für Ex-Premierminister Boris Johnson als Truss-Nachfolger ausgesprochen.

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"Es ist mir eine Ehre, der 100. Tory-Abgeordnete zu sein, der '#Ready4Rishi' (Bereit für Rishi) unterstützt", schrieb der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood auf Twitter. Weder Sunak noch Johnson haben ihre Kandidatur bisher offiziell erklärt. Nur Unterhauschefin Penny Mordaunt hat ihren Hut bereits in den Ring geworfen.

Sunak würde automatisch Parteivorsitzender und Premierminister werden, falls seine Kontrahenten es nicht schaffen, jeweils 100 Unterstützer hinter sich zu versammeln. Nach einer Zählung der politischen Webseite Guido Fawkes von Freitagabend hat Sunak 103 Unterstützer, Johnson 68 und Mordaunt 25.

Sunak gilt als aussichtsreichster Kandidat - nicht zuletzt, weil er die katastrophalen Konsequenzen von Truss' Wirtschaftsplänen, die sie schließlich zu Fall brachten, vorausgesagt hatte. Vielen Anhängern Johnsons gilt er wegen seiner Rolle bei dessen Rücktritt jedoch als "Königsmörder".

In der Regierung wuchs zuletzt die Unterstützung für den vor wenigen Monaten wegen diverser Skandale als Premierminister zurückgetretenen Johnson. Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Freitag: "Im Moment tendiere ich zu Boris Johnson." Er verwies darauf, dass Johnson die konservativen Tories 2019 zu einem überwältigenden Wahlsieg geführt habe. Allerdings habe Johnson noch "einige Fragen zu beantworten", fügte Wallace mit Blick auf die zahlreichen Skandale hinzu, darunter die Corona-Partys zu Lockdown-Zeiten an Johnsons Amtssitz.

Auch Energie- und Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg sprach sich für Johnson als Partei- und Regierungschef aus. Er schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter die Losung "#BorisorBust" (Boris oder Nichts). Nur Johnson könne die nächste Parlamentswahl gewinnen. Auch Kabinettsmitglied Simon Clarke sprach sich für Johnson aus.

James Duddridge, einer der engsten Verbündeten Johnsons im Parlament, sagte, er habe mit seinem alten Chef über WhatsApp Kontakt gehabt. "Er wird zurückfliegen. Er sagte... 'Wir werden das tun. Ich bin dabei'", zitierte der Abgeordnete Johnson. Demnach brach der Ex-Premier seinen Karibikurlaub ab, um am Montag zur Abstimmung der Tory-Abgeordneten in London zu sein.

Berichten zufolge wollen die Unterstützer von Sunak und Johnson in Gesprächen ermitteln, ob es Spielraum für eine einvernehmliche Lösung gibt. Sicherheitsminister Tom Tugendhat, der Sunak unterstützt, appellierte an Ex-Premier Johnson: "Dies ist nicht die Zeit für politische Spielchen, für Abrechnungen oder Rückwärtsgewandtheit."

Laut einer neuen YouGov-Umfrage sind 52 Prozent der Wähler dagegen, dass Johnson an die Macht zurückkehrt. Johnson war Anfang Juli nach einer parteiinternen Revolte gegen ihn wegen seiner viel kritisierten Amtsführung während seiner drei Jahre als Parteichef und damit später auch als Premierminister zurückgetreten. Truss wurde von den Parteimitgliedern zur neuen Vorsitzenden gewählt und wurde damit automatisch auch Regierungschefin.

Nach nur sechs Wochen im Amt verkündete Truss infolge massiven Drucks auch aus der eigenen Partei am Donnerstag ihren Rücktritt. Grund waren massive Fehler in der Finanz- und Steuerpolitik, die zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatten.

Die Bewerber müssen bis Montag die Unterstützung von mindestens 100 der 357 Tory-Abgeordneten vorweisen. Das heißt, höchstens drei von ihnen können tatsächlich kandidieren. Danach müssen sich die Abgeordneten entweder auf zwei Kandidaten einigen, über die die Parteimitglieder bis kommenden Freitag abstimmen oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

(N.Lambert--LPdF)