Le Pays De France - Ukraine weist Moskaus Äußerung zu "dreckigen Bomben" als "absurd" zurück

Paris -
Ukraine weist Moskaus Äußerung zu "dreckigen Bomben" als "absurd" zurück
Ukraine weist Moskaus Äußerung zu "dreckigen Bomben" als "absurd" zurück / Foto: © Vitaliy Koval Telegram Channel/AFP

Ukraine weist Moskaus Äußerung zu "dreckigen Bomben" als "absurd" zurück

Die Ukraine und westliche Staaten haben Äußerungen des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu zurückgewiesen, nach denen Kiew den Einsatz einer "dreckigen Bombe" gegen russische Streitkräfte plane. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte am Sonntagabend eine "harte" Reaktion. "Russische Lügen über den angeblichen Plan der Ukraine, eine 'dreckige Bombe' zu nutzen, sind ebenso absurd wie gefährlich", erklärte auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba.

Textgröße:

Der russische Verteidigungsminister Schoigu sprach am Sonntag in einzelnen Telefonaten mit mehreren Verteidigungsministern aus Nato-Mitgliedsländern über die Lage in der Ukraine. Wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte, brachte er in den Gesprächen seine Sorge zum Ausdruck, dass die Ukraine eine sogenannte dreckige Bombe - also einen konventionellen Sprengkörper, der bei seiner Explosion radioaktives Material in der Umgebung verteilt - einsetzen könnte.

"Wenn Russland anruft und sagt, dass die Ukraine angeblich etwas vorbereitet, bedeutet das nur eins: Russland hat das alles schon vorbereitet", erklärte Selenskyj in den Online-Netzwerken. "Ich glaube, dass die Welt nun so hart wie möglich reagieren sollte."

Ähnlich äußerte sich sein Außenminister. Die Ukraine gehöre erstens dem Atomwaffensperrvertrag an, erklärte Kuleba. "Weder haben wir 'dreckige Bomben' noch planen wir, welche zu erwerben. Zweitens beschuldigen Russen oft andere für etwas, das sie selbst planen", führte er fort.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hatte Schoigu zunächst mit dem französischen Minister Sébastien Lecornu über die Situation gesprochen, "welche die ständige Tendenz hin zu einer weiteren, unkontrollierten Eskalation" habe.

Später habe Schoigu mit dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar telefoniert. In beiden Telefonaten habe er seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die Ukraine eine sogenannte "dreckige Bombe" einsetzen könnte. Dies habe er schließlich auch im Gespräch mit dem britischen Verteidigungsminister Ben Wallace zur Sprache gebracht, hieß es in einer weiteren Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums.

Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge wies Wallace Behauptungen zurück, dass westliche Länder der Ukraine bei der Eskalation des Konflikts helfen wollten, und "warnte, dass solche Behauptungen nicht als Vorwand für eine weitere Eskalation benutzt werden sollten". Das Ministerium fügte hinzu, dass Russland um das Gespräch gebeten habe.

Auch telefonierte Schoigu am Sonntag erneut mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin über die Ukraine. Sie hatten schon am Freitag miteinander gesprochen. Allerdings erwähnte die russische Seite in ihrer Erklärung dazu nicht die angeblichen "dreckigen Bomben".

Auch Washington wies die russischen Behauptungen als "durchsichtig falsch" zurück. "Die Welt würde sich nicht täuschen lassen, wenn versucht würde, diese Behauptung als Vorwand für eine Eskalation zu nutzen", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson.

Nach wiederholten russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine schaltete das staatliche Energieunternehmen Ukrenergo am Sonntag in der Hauptstadt Kiew zeitweise den Strom ab. Wie der Stromversorger DTEK mitteilte, begann Ukrenergo mit geplanten "Stabilisierungs-Abschaltungen" ab 11.13 Uhr (Ortszeit, 10.13 Uhr MESZ).

Wie das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte, zerstörte die russische Armee zudem ein Treibstofflager in der Region Tscherkassy in der Zentralukraine, "das mehr als 100.000 Tonnen Flugzeugbenzin für die ukrainischen Luftstreitkräfte beherbergte". Demnach wurden überdies mehrere Munitionslager sowie ein Benzin-Reservoir für ukrainische Militärfahrzeuge beschädigt.

(H.Leroy--LPdF)