Le Pays De France - Sunak wird erster nicht-weißer Premierminister Großbritanniens

Paris -
Sunak wird erster nicht-weißer Premierminister Großbritanniens
Sunak wird erster nicht-weißer Premierminister Großbritanniens / Foto: © AFP

Sunak wird erster nicht-weißer Premierminister Großbritanniens

Wenige Tage nach dem Rückzug von Premierministerin Liz Truss bekommt Großbritannien den ersten nicht-weißen Regierungschef seiner Geschichte. Ex-Finanzminister Rishi Sunak erhielt mit Ablauf einer Frist am Montag als einziger die notwendige Unterstützung von mindestens hundert Abgeordneten der konservativen Tories und wird damit neuer Partei- und Regierungschef. Der 42-Jährige steht vor einer schweren Aufgabe: Das Land war schon vor dem Debakel um die Finanz- und Steuerpläne von Truss auf dem Weg in die Rezession.

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Wie die Partei mitteilte, erhielt Sunak die Unterstützung von fast 200 der 357 Tory-Abgeordneten in London. Seine einzige Mitbewerberin um den Posten an der Partei- und Regierungsspitze, Penny Mordaunt, erreichte nicht die nötigen hundert Unterstützer und zog sich kurz vor Ablauf der Frist aus dem Rennen zurück. Sie schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, Sunak habe ihre "volle" Unterstützung. Am Sonntagabend hatte auch Truss' Vorgänger Boris Johnson auf eine Kandidatur verzichtet, zugleich aber betont, er hätte die nötigen Unterstützer gehabt.

Sunak hatte seine Kandidatur am Sonntagvormittag formell erklärt. "Das Vereinigte Königreich ist ein großartiges Land, aber wir stehen vor einer tiefen Wirtschaftskrise", schrieb er bei Twitter. Er wolle "unsere Wirtschaft in Ordnung bringen, unsere Partei einen und etwas für unser Land tun".

Der frühere Banker wird der erste gläubige Hindu in der Downing Street 10. Er ist der Enkel indischer Einwanderer, das Familienvermögen ermöglichte ihm eine Ausbildung im britischen Elitesystem. Als Banker kam er dann selbst zu großem Reichtum. Dies und mögliche Steuertricks seiner Frau macht viele Briten ihm gegenüber skeptisch.

Sunak war von 2020 bis vergangenen Juli Finanzminister, bevor er aus Protest gegen zahlreiche Affären des damaligen Amtsinhabers Johnson zurücktrat und damit zum vorzeitigen Ende von dessen Amtszeit beitrug. Anfang September unterlag Sunak dann im Rennen um Johnsons Nachfolge gegen Truss - unter anderem stritten beide im Vorfeld heftig über die Finanz- und Steuerpolitik.

Genau diese Finanz- und Steuerpolitik wurde Truss dann nach ihrem Amtsantritt als Premierministerin zum Verhängnis. Ein von ihrer Regierung geschnürtes Entlastungspaket sorgte für Panik an den Finanzmärkten, zwang Truss zu mehreren Volten - und letztlich am vergangenen Donnerstag zum Rückzug.

Hätte Mordaunt die nötigen Unterstützer für eine formelle Kandidatur noch zusammenbekommen, hätte es bis Freitag eine Internet-Abstimmung der rund 170.000 Tory-Mitglieder geben. Nicht nur die Labour-Partei kritisierte das Verfahren als undemokratisch. Deren Vorsitzender Keir Starmer forderte erneut Neuwahlen: "Das Land muss sich von diesem Chaos befreien."

Starmers Stellvertreterin Angela Rayner erklärte: "Die Tory-Abgeordneten händigen Rishi Sunak die Schlüssel zur Downing Street 10 aus, ohne dass er ein einziges Wort darüber gesagt hat, wie er regieren wird." Umfragen zufolge würde Labour eine Neuwahl derzeit klar gewinnen.

(F.Bonnet--LPdF)