Le Pays De France - Rishi Sunak tritt in Großbritannien Liz Truss' schweres Erbe an

Paris -
Rishi Sunak tritt in Großbritannien Liz Truss' schweres Erbe an
Rishi Sunak tritt in Großbritannien Liz Truss' schweres Erbe an / Foto: © AFP

Rishi Sunak tritt in Großbritannien Liz Truss' schweres Erbe an

Der designierte britische Premierminister Rishi Sunak hat nach seiner Ernennung versprochen, dem Land "Stabilität und Einheit" zu bringen. Großbritannien sei ein "großartiges Land", es gebe aber "keinen Zweifel, dass wir vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Herausforderung stehen", sagte Sunak am Montag vor Journalisten. Wenige Stunden zuvor hatte die Mehrheit der konservativen Abgeordneten im Unterhaus Sunak ihre Unterstützung ausgesprochen. Er wird der erste nicht-weiße Regierungschef der britischen Geschichte.

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Sunak tritt die Ämter als Partei- und Regierungschef nach dem angekündigten Rückzug seiner Vorgängerin Liz Truss an. Er steht vor einer schweren Aufgabe: Das Land war schon vor dem Debakel um Truss' Finanz- und Steuerpläne auf dem Weg in die Rezession.

Es werde seine "oberste Priorität" sein, "unsere Partei und unser Land zusammenzubringen", sagte der frühere Finanzminister. Es sei "das größte Privileg" seines Lebens, "der Partei zu dienen, die ich liebe und meinem Land etwas zurückzugeben, dem ich so viel schulde", ergänzte Sunak.

Nach seiner Amtseinführung durch König Charles III. wird der 42-Jährige der jüngste Premierminister der modernen Geschichte Großbritanniens.

Wie die konservative Partei mitteilte, erhielt Sunak die Unterstützung von fast 200 der 357 Tory-Abgeordneten in London. Seine einzige Mitbewerberin um den Posten an der Partei- und Regierungsspitze, Penny Mordaunt, erreichte nicht die nötigen hundert Unterstützer und zog sich kurz vor Ablauf der Frist aus dem Rennen zurück.

Am Sonntagabend hatte auch Truss' Vorgänger Boris Johnson auf eine Kandidatur verzichtet, zugleich aber betont, er hätte die nötigen Unterstützer gehabt. Sunak hatte seine Kandidatur am Sonntagvormittag formell erklärt.

Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, forderte erneut Neuwahlen. "Das Land muss sich von diesem Chaos befreien", erklärte er. Umfragen zufolge würde Labour eine Neuwahl derzeit klar gewinnen.

Die internationalen Finanzmärkte reagierten positiv auf die Entscheidung der konservativen Partei für Sunak. Mehrere europäische Aktienindizes verzeichneten am Montag Zuwächse, die Zinsen auf zehnjährige britische Staatsanleihen fielen nach teils heftigen Anstiegen infolge der von Sunaks Vorgängerin Truss angekündigten Pläne für massive Steuersenkungen.

EU-Ratspräsident Charles Michel und die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, gratulierten Sunak zu dessen Ernennung und pochten auf "Stabilität" in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien.

Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon, deren Regierung im kommenden Jahr erneut ein Referendum über die Loslösung von Großbritannien abhalten will, gratulierte Sunak kurz nach dessen Ernennung. "Ich wünsche ihm Glück... trotz unserer politischen Differenzen", erklärte sie. Zudem sei es "wirklich bedeutend", dass Sunak als erster Brite asiatischer Abstammung und als erster Angehöriger einer ethnischen Minderheit Premierminister werde.

Der frühere Banker wird zudem der erste gläubige Hindu in der Downing Street 10. Er ist der Enkel indischer Einwanderer, das Familienvermögen ermöglichte ihm eine Ausbildung im britischen Elitesystem. Als Banker kam er dann selbst zu großem Reichtum. Dies und mögliche Steuertricks seiner Frau macht viele Briten ihm gegenüber skeptisch.

Der indische Premierminster Narendra Modi gratulierte Sunak auf Twitter - und nannte ihn dabei eine "lebende Brücke" für Inder in Großbritannien. Er freue sich auf eine "enge Zusammenarbeit bei globalen Themen".

Sunak war von 2020 bis vergangenen Juli Finanzminister, bevor er aus Protest gegen zahlreiche Affären des damaligen Amtsinhabers Johnson zurücktrat und damit zum vorzeitigen Ende von dessen Amtszeit beitrug. Anfang September war Sunak im Rennen um Johnsons Nachfolge gegen Truss unterlegen. Damals hatte die konservative Parteibasis über den Chefposten abgestimmt.

(P.Toussaint--LPdF)