Hörmann contra Weikert: Nachfolger soll "aktiv" an Umsturz mitgewirkt haben
Kurz vor dem Start der Olympischen Winterspiele hat der frühere DOSB-Präsident Alfons Hörmann Vorwürfe gegen seinen Nachfolger Thomas Weikert erhoben. Der neue Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sei "aktiv an der Entwicklung beteiligt gewesen", die letztlich zu Hörmanns Abgang führte, sagte der 61-Jährige im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen und der Allgäuer Zeitung. Zudem bezichtigte er Weikert der Lüge.
Auf der Auftakt-Pressekonferenz des DOSB zwei Tage vor der Eröffnungsfeier in Peking reagierte Weikert schmallippig und abwehrend. "Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe aus meiner Sicht Alfons Hörmann nicht angegriffen, ich habe gesagt, was ich weiß und werde das so weiter offen sagen", erklärte er.
Ein anonymer Brief hatte Hörmann im Mai 2021 in Bedrängnis gebracht, von einer "Kultur der Angst" im DOSB unter seiner Führung war die Rede. Der Präsident trat letztlich nach acht Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl im Dezember an, sprach aber wiederholt von einer Kampagne gegen seine Person.
Belege für diese Darstellung blieb er stets schuldig. Kurz vor den Spielen sprach Hörmann nun von "umfassenden Unterlagen", die seine Angaben stützten. So existiere ein Gesprächsprotokoll eines Treffens von vier Verbandsvertretern im März 2021 in Berlin. Aus diesem gehe deutlich hervor, dass "ein kompetentes Führungsteam als Alternative zur derzeitigen Führung aufgebaut werden soll". Es habe also wohl schon vor der anonymen Mitarbeiter-Mail eine Art "Schlachtplan" gegen ihn und seine Führungsriege gegeben, meinte Hörmann.
Weikert werde in dem Protokoll bereits als möglicher Kandidat für eine Präsidentschaft genannt. Er gehe daher "aus guten Gründen davon aus", sagte Hörmann, "dass mein Nachfolger weit früher und auch aktiv an der gesamten Entwicklung beteiligt gewesen ist." Weikert erwiderte: "Ich kenne keine Kampagne, ich kenne ein Treffen oder Protokoll aus dem März 2021, ich war bei diesem Treffen aber nicht dabei."
Hörmann warf Weikert darüber hinaus vor, öffentlich die Unwahrheit über die Übergabe im Präsidium gesagt zu haben. Die habe es nicht gegeben. "Nicht zu den Bilanzen, nicht zur Leistungssportreform und nicht zu zahlreichen weiteren wichtigen Themen, die in so einem Amt eine Übergabe dringend notwendig machen", sagte Hörmann. Es habe lediglich ein kurzes Telefonat stattgefunden.
Eine externe Kommission mit der früheren DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel und Clemens Basdorf, ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof, soll Hörmanns Amtszeit aufarbeiten. Der Kommission liege eine "Aufstellung mit Anlagen" zur Untersuchung vor, sagte Weikert, der nicht davon ausgeht, dass die Attacke aus der Heimat die unmittelbare Olympia-Vorbereitung beeinträchtigt: "Hier konzentriert sich jeder auf seinen Sport, wir tun hier unsere Arbeit."
(C.Fournier--LPdF)