Starliner-Raumschiff von Boeing erstmals an Internationale Raumstation angedockt
Die Starliner-Raumkapsel des US-Luftfahrtkonzerns Boeing hat auf ihrem wichtigen Testflug zum ersten Mal an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Wie eine Live-Übertragung zeigte, gelang das Manöver mit dem unbemannten Raumschiff mit gut einstündiger Verspätung am Samstag um 02.28 Uhr MESZ. "Das Starliner-Raumschiff vollendet sein erstes historisches Andocken an die Internationale Raumstation und öffnet damit einen neuen Zugangsweg für Besatzungen zu dem die Erde umkreisenden Laboratorium", sagte ein Kommentator bei der Live-Übertragung.
Statt eines echten Menschen saß eine Puppe namens Rosie in dem Raumschiff. Sie ist mit Sensoren ausgestattet, die Daten über die Bewegungen während des Flugs sammeln sollen. Die Kapsel brachte rund 230 Kilogramm Nachschub wie Lebensmittel, Kleidung und Schlafsäcke zur ISS, die in einer Höhe von etwa 400 Kilometern um die Erde kreist. Die Luke des Starliners sollte aber erst ein paar Stunden nach dem Andocken für das Ausladen der Lieferungen geöffnet werden. Danach soll der Starliner zur Erde zurückkehren und in einer Wüste im US-Bundesstaat New Mexico landen.
Nach Nasa-Angaben hatten beim Start von der Erde zwei der insgesamt zwölf Triebwerke zur Steuerung der Flugbahn nicht funktioniert. Dennoch wurde die Kapsel mithilfe eines Ersatztriebwerks auf den richtigen Kurs gebracht. Außerdem sprang ein Kühlgerät zu langsam an. Boeing-Vertreter Mark Nappi erklärte dazu, die Ursache dieser "Anomalien" würden untersucht, der Starliner sei aber insgesamt "ein sicheres Fahrzeug".
Der Testflug soll zeigen, ob die Kapsel für den Transport von Astronauten sicher ist. Ein erster Versuch war 2019 gescheitert. Damals war es nach Software-Problemen beinahe zu einer Katastrophe gekommen, und das Raumschiff musste vorzeitig zur Erde zurückkehren, ohne die ISS zu erreichen. Ein weiterer Test wurde 2021 im letzten Moment wegen technischer Probleme abgesagt.
Boeing wurde so von dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk überholt, dessen Dragon-Kapsel seit 2020 bereits 18 Astronauten und vier Weltraumtouristen im Auftrag der Nasa ins Weltall befördert hat. Die Nasa will jedoch ihre Transportmittel diversifizieren, um nicht wieder Gefahr zu laufen, von russischen Sojus-Kapseln abhängig zu werden.
Für Boeing steht viel auf dem Spiel. Der Luftfahrtkonzern hofft, bis Ende des Jahres einen ersten bemannten Raumflug zu absolvieren. Diese zweite Demonstrationsmission ist unerlässlich, um endlich eine Zulassung von der Nasa zu erhalten.
(C.Fontaine--LPdF)