EU-Kommission will gegen frühzeitiges Wegwerfen von Bekleidung vorgehen
Das frühzeitige Wegwerfen von Kleidung soll out werden in der EU. Dafür schlug die EU-Kommission am Mittwoch strengere Regeln für die oft umweltschädliche Herstellung von Textilien vor. "Die Kleider die wir tragen, sollten länger als drei Waschgänge halten und sollten auch wiederverwertbar sein", sagte Vizekommissionspräsident Frans Timmermans bei der Vorstellung der Vorschläge in Brüssel.
Nachhaltige Kleidung soll laut Kommission "die Norm in der EU" werden und schnelllebige Wegwerfmode ersetzen. Denn nach Angaben der Kommission kaufen EU-Bürgerinnen und -Bürger pro Jahr im Durchschnitt fast 26 Kilogramm Kleidung und werfen elf Kilogramm Textilien weg. Nun schlug die Brüsseler Behörde unter anderem vor, dass neue Textilien Mindestanteile von recycelten Fasern enthalten sollen.
Damit Unternehmen weniger nicht verkaufte oder zurückgesandte Waren vernichten, sollen diese jährlich veröffentlichen, wieviele Waren und warum sie diese entsorgten. Für bestimmte Produktkategorien, bei denen das Wegwerfen "ein besonderes Problem" darstellt, will die Kommission das frühzeitige Entsorgen verbieten. Dies soll nicht nur für Textilien gelten, sondern für eine weitreichende Zahl von Produkten.
Da jedoch nach Kommissionsangaben rund 73 Prozent der Textilien in Europa aus Drittländern importiert werden, soll sich die EU den Vorschlägen zufolge auch auf internationaler Ebene für eine nachhaltigere Herstellung von Bekleidung einsetzen. "Wenn wir für den EU-Binnenmarkt verbindliche Qualitätsanforderungen für alle Textilien vorschreiben, dann wird das auch die globalen Produktionsbedingungen im Textilsektor verbessern", erklärte die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Christiane Rohleder.
Die SPD-Abgeordnete im EU-Parlament, Delara Burkhardt, forderte verbindliche Regeln für die Textilbranche, "damit nachhaltige Kleidung zur Normalität für alle Verbraucher werden kann". Denn bislang sind Kleider aus recycelten oder hochwertigen Materialien teuer.
Mit diesen Vorschlägen für nachhaltigere Bekleidung will die Kommission die Kreislaufwirtschaft, also die Wiederverwertung von Rohstoffen, ankurbeln. Darüber hinaus sind die Pläne Teil einer geplanten Ausweitung der sogenannten Ökodesign-Richtlinie. Diese schreibt unter anderem vor, dass Produkte reparierbar bleiben müssen. Die Richtlinie aus dem Jahr 2005 bedeutete auch das Aus für herkömmliche Glühbirnen, die als Stromfresser vom Markt genommen wurden. Sie führte zudem schrittweise Vorgaben für Geräte wie Fernseher und Kühlschränke ein.
Nun sollen nach den Vorstellungen der Kommission neben Textilien noch weitere Produkte wie Möbel, Matratzen oder Reifen strengeren Auflagen unterliegen. Ausgenommen werden sollen "nur einige Bereiche", wie Lebensmittel, Futter und medizinische Produkte. Anhand eines QR-Codes auf einem Produkt sollen Verbraucherinnen und Verbraucher Informationen etwa zum ökologischen Fußabdruck oder über die Lieferkette des Produkts finden.
Dies schaffe "Transparenz entlang der Lieferkette", erklärte die Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini. Auch die CDU-Europaabgeordnete Hildegard Bentele begrüßte die Kommissionsvorschläge. Sie betonte jedoch, dass bei der Verbesserung der Wiederverwendbarkeit von Produkten deren "Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Bezahlbarkeit" weiterhin beachtet werden müssten. Nun müssen die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament über die Vorschläge beraten.
(H.Duplantier--LPdF)