Studie: Selbst moderater Klimawandel bedroht die borealen Wälder
Selbst eine moderate Erderwärmung stellt laut einer neuen Studie eine Bedrohung für die Wälder der Nordhalbkugel dar. Die borealen Wälder, die weite Teile Russlands, Alaskas und Kanadas bedecken, leiden unter dem Anstieg der Temperaturen, wie aus einer in der Fachzeitschrift "Nature" erschienenen Studie von australischen und US-Wissenschaftlern hervorgeht.
Die Forscher rund um Hauptautor Peter Reich von der Universität Michigan hatten im US-Bundesstaat Minnesota unter kontrollierten Bedingungen 4600 Exemplare von neun Baumarten gepflanzt, darunter Fichten und Tannen, und sie fünf Jahre lang beobachtet. Während des von 2012 bis 2016 laufenden Experiments wurden verschiedene Temperaturanstiege von 1,6 beziehungsweise 3,1 Grad sowie ein Rückgang der Niederschlagsmengen simuliert.
Dabei stellte sich heraus, dass die Bäume selbst bei einem Temperaturanstieg von 1,6 Grad langsamer wuchsen und seltener überlebten, wie es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie heißt. "Ich dachte, wir würden moderate Rückgänge von ein paar Prozent sehen, aber wir haben einen sehr großen Anstieg der Mortalität und einen Rückgang des Wachstums bei einer Reihe von Arten erlebt", sagte Hauptautor Reich der Nachrichtenagentur AFP.
Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, dass die Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt wird. Tatsächlich steuert die Erde derzeit aber auf eine Erwärmung um 2,7 Grad zu, auch ein noch höherer Anstieg der Durchschnittstemperatur ist möglich.
Das Wachstum einiger Laubholzarten wie Ahorn und Eiche wurde laut den Wissenschaftlern durch den moderaten Temperaturanstieg von 1,6 Grad gefördert. Diese Baumarten treten nur selten in den borealen Wäldern auf, sie wachsen eher in südlicher gelegenen Regionen. Allerdings werden diese Laubbäume den Wissenschaftlern zufolge den erwarteten Rückgang bei den Nadelbäumen nicht ausgleichen können.
Die borealen Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Infolge der Klimakrise sind sie durch immer häufiger auftretende Waldbrände und invasive Arten, deren Ausbreitung durch die globale Erwärmung begünstigt wird, zunehmend bedroht.
(L.Chastain--LPdF)