Höchste Hitzewarnungen in England und Westfrankreich - Brand in Sächsischer Schweiz
Dürre, Hitze und Waldbrände setzen großen Teilen Westeuropas weiter heftig zu. In zahlreichen Gebieten Westfrankreichs sowie Englands galt am Montag die höchste Hitze-Warnstufe, die Wetterdienste rechneten mit Hitzerekorden. Südlich von Bordeaux mussten erneut rund 8000 Menschen vor einem Waldbrand in Sicherheit gebracht werden. Auch im Nationalpark Sächsische Schweiz brannte es.
In der Hälfte Frankreichs wurden Höchsttemperaturen zwischen 38 und 40 Grad erwartet. Laut den Meteorologen könnte der Montag einer der heißesten Tage in der Geschichte des Landes werden. Hitze und Wind fachten auch die seit Tagen wütenden Waldbrände wieder an. Besonders kritisch war die Lage südlich von Bordeaux am Bassin d'Arcachon, wo bereits 15.000 Hektar Wald abgebrannt sind.
In der Gemeinde Teste-de-Buch in der Nähe der bei Urlaubern beliebten Dune du Pilat wurden am Montag rund 8000 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht, in anderen Orten waren es weitere 3500 Menschen. Seit Dienstag hatten in der Gegend bereits 16.200 Urlauber Campingplätze und Unterkünfte verlassen müssen.
In der Region sind mittlerweile 1700 Feuerwehrleute im Einsatz. Das Innenministerium kündigte am Sonntagabend an, die Zahl der Löschflugzeuge von sechs auf neun aufzustocken.
In Sachsen bekämpften mehr als hundert Feuerwehrleute einen Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz. Zwei Mitglieder der Einsatzkräfte wurden verletzt und medizinisch versorgt, wie das Landratsamt in Pirna mitteilte.
Das Feuer war in der Nacht zum Montag aus zunächst unbekannter Ursache an einem steilen Hang unterhalb der Bastei ausgebrochen, einem der beliebtesten Touristenziele der Sächsischen Schweiz. Es breitete sich auf etwa 2500 Quadratmeter aus. Die Basteibrücke war bis auf Weiteres gesperrt.
Im Nordwesten Spanien starb ein Feuerwehrmann bei der Bekämpfung eines Waldbrands, der am Sonntagabend in der Gemeinde Losacio ausgebrochen war. Später wurde in dem verbrannten Gebiet die Leiche eines Schäfers entdeckt.
Spanien leidet seit einer Woche unter einer massiven Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 44 Grad. Die Hitze verbunden mit extremer Trockenheit hatte zahlreiche Brände ausgelöst, zehntausende Hektar Wald wurden bereits vernichtet. Am Montag galt fast im ganzen Land weiterhin die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe.
Großbritannien sah sich am Montag einer nie dagewesenen Hitzewelle ausgesetzt. Am Dienstag dürfte erstmals überhaupt die 40-Grad-Marke übersprungen werden. Die bisherige registrierte Höchsttemperatur in Großbritannien war 2019 mit 38,7 Grad erreicht worden.
Die Behörden riefen zum ersten Mal in der Geschichte für weite Teile Englands die höchste Hitze-Warnstufe Rot aus, in Wales und Teilen Schottlands galt die zweithöchste Stufe.
Die britische Gesundheitsbehörde rief ebenfalls die oberste Warnstufe aus, was einem nationalen Notstand entspricht. Sie riet dazu, viel zu trinken, sich nicht der Sonne auszusetzen sowie sich um besonders gefährdete Menschen zu kümmern. Krankenhäuser befürchteten, in den kommenden Tagen an ihre Belastungsgrenzen zu stoßen.
Wegen der extremen Temperaturen blieben einige Schulen in England geschlossen. Mehrere Eisenbahngesellschaften rieten Zugpassagieren von Reisen am Montag und Dienstag ab. Der Betrieb auf der Bahnstrecke von London nach York und Leeds wurde aus Sorge vor Hitzeschäden für Dienstag zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr ausgesetzt.
Der Chefmeteorologe der britischen Wetterbehörde, Paul Gundersen, sagte, die Rekordhitze sei eindeutig dem Klimawandel geschuldet. Er und seine Kollegen seien besorgt, dass "beispiellose" Hitzetage wie diese bis Ende des Jahrhunderts ein regelmäßiges Phänomen werden könnten.
Führende britische Regierungsmitglieder sahen aber offenbar keinen Anlass zur Sorge. Der scheidende Premierminister Boris Johnson blieb am Wochenende einer Krisensitzung zu dem Thema fern. Sein Stellvertreter Dominic Raab rief dazu auf, den Sonnenschein zu "genießen".
(A.Laurent--LPdF)