Bundesweite Warnstreiks: Metaller tragen Tarifkonflikt auf die Straße
Mit Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet haben tausende Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie ihre Wut über die stockenden Tarifverhandlungen am Dienstag auf die Straße getragen. Erste Aktionen gab es bereits um kurz nach Mitternacht mit dem Ende der Friedenspflicht, am Mittwoch sollen die Proteste fortgesetzt werden. Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn und hält das Arbeitgeberangebot für deutlich zu niedrig.
"Das war ein ganz starker Start in die Warnstreik-Phase", erklärte IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer für Berlin-Brandenburg und Sachsen, Dirk Schulze. Der Gewerkschaft zufolge legten allein bei BMW in Leipzig rund 2000 Beschäftigte und bei Porsche in Stuttgart etwa 4000 Menschen die Arbeit nieder. Streiks gab es auch bei ZF in Brandenburg an der Havel, Mercedes in Berlin, VW in Osnabrück und Bosch in Hildesheim.
Die Arbeitgeber müssten "diese klaren Signale aus ihren Belegschaften ernst nehmen" und rasch ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen, forderte Schulze. "Das bisherige Angebot reicht hinten und vorne nicht." Während die IG Metall sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten verlangt, boten die Arbeitgeber zuletzt eine Tariferhöhung in zwei Stufen um 3,6 Prozent - bei einer Laufzeit von 27 Monaten.
"Dass nun Produktionslinien stillstehen und Büroräume leer sein werden, das haben die Arbeitgeber zu verantworten", erklärte der IG-Metall-Verhandlungsführer für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger. "Wenn am Verhandlungstisch keine guten Lösungen für die Kolleginnen und Kollegen mit unserer Gegenseite erzielt werden können, braucht es scheinbar andere Maßnahmen."
In Niedersachsen startete am Dienstagvormittag die dritte Verhandlungsrunde - und ging "ohne einen Millimeter Bewegung der Arbeitgeber" nach nur einer halben Stunde bereits ohne ein Ergebnis wieder zu Ende, wie die IG Metall mitteilte. Eine vierte Runde wurde zunächst nicht vereinbart. Ab Mittwoch werden auch in anderen Tarifgebieten die Gespräche fortgesetzt, bis zum 5. November läuft die dritte Tarifrunde noch.
Von Arbeitgeberseite war im Vorfeld der Streiks scharfe Kritik an den Ausständen laut geworden. "Warnstreiks angesichts der aktuellen Lage der Metall- und Elektroindustrie sind alles andere als hilfreich. Sie führen zu Produktionsausfällen und zu zusätzlichen Kosten", hatte der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), Stefan Moschko, am Montag moniert.
"Streiks in dieser herausragend kritischen Lage sind unverantwortlich", erklärte am Dienstag auch der Hauptgeschäftsführer von Hessenmetall, Dirk Pollert. Die Unternehmen der hessischen Metall- und Elektroindustrie beurteilten die Geschäftslage in diesem Herbst bereits "so schlecht wie zuletzt in der Wirtschaftskrise 2009", erklärte Hessenmetall. Die Arbeitskämpfe schadeten den Firmen und daher den Beschäftigten.
(O.Agard--LPdF)