Krise bei schwedischem Batteriehersteller: Northvolt-Chef tritt zurück
Die Krise des schwedischen Batterieherstellers Northvolt verschärft sich. Das Stockholmer Unternehmen verkündete am Freitag den Rücktritt des Chefs und Ko-Gründers Peter Carlsson. Nur wenige Stunden zuvor hatte Northvolt in den USA Gläubigerschutz beantragt. Der Bau der Batteriezellenfabrik im norddeutschen Heide soll dennoch wie geplant fortgesetzt werden.
"Der heutige Tag markiert eine wichtige neue Phase für Northvolt und auch für mich persönlich", erklärte Carlsson. Der Antrag auf Gläubigerschutz in den USA gebe dem Unternehmen Zeit, sich neu aufzustellen "und gleichzeitig die Verpflichtungen gegenüber Kunden und Lieferanten einzuhalten". Dies sei der richtige Zeitpunkt, "um an die nächste Generation von Führungskräften zu übergeben".
Carlsson, der Northvolt seit der Gründung 2016 geleitet hatte, bleibt demnach als Berater und Vorstandsmitglied im Unternehmen. "Wir sind Peter unglaublich dankbar für seine Vision und sein Engagement, mit dem er Northvolt von einer beispiellosen Idee zum europäischen Champion in der Batterieherstellung gemacht hat", erklärte Tom Johnstone, der übergangsweise zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde.
Der Batteriehersteller steckt in finanziellen Schwierigkeiten und musste seine Expansionspläne zuletzt zurückschrauben. Schwedischen Medienberichten zufolge belaufen sich seine Schulden auf 5,84 Milliarden Dollar. Die Umstrukturierung unter Gläubigerschutz sollen nach Unternehmensangaben 145 Millionen Dollar einbringen. Zudem hat der schwedische Lkw-Hersteller Scania, ein Northvolt-Kunde, Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Dollar zugesagt.
Ende September hatte Northvolt bereits angekündigt, 1600 seiner 6500 Stellen zu streichen und Ausbaupläne an seinem Hauptwerk in Skelleftea in Nordschweden auf Eis zu legen. Das Unternehmen will sich nun vorerst ausschließlich auf die Fertigung von Batteriezellen konzentrieren und seine Aktivität nicht wie zunächst geplant auf weitere Teile der Batteriewertschöpfungskette wie die Produktion von Kathoden und das Recyceln von Batterien ausweiten.
Die Pläne für die bereits im Bau befindliche Batteriezellenfabrik in Heide in Schleswig-Holstein könnten sich verzögern, im Zuge der Gläubigerschutzankündigung und des Rücktritts von Carlsson betonte Northvolt jedoch, grundsätzlich daran festhalten zu wollen. Wie auch ein ähnliches Projekt in Kanada gehöre Heide zu einer anderen Tochtergesellschaft und werde separat finanziert. Beide Projekte würden "wie gewohnt als wichtige Bestandteile der strategischen Positionierung von Northvolt" weiterverfolgt.
(C.Fournier--LPdF)