Wegen Sanktionen: Huawei stellt erstes Smartphone mit eigenem Betriebssystem vor
Der chinesische Technologieriese Huawei hat sein erstes Smartphone mit einem eigenen Betriebssystem präsentiert. Das "lang erwartete Mate 70, das leistungsstärkste aller Zeiten" sei nun mit dem Betriebssystem HarmonyOS Next erhältlich, sagte Huawei-Manager Richard Yu bei einer Veranstaltung zur Vorführung des neuen Geräts am Dienstag in der Firmenzentrale in Shenzhen. Das mit Sanktionen belegte Unternehmen will damit den Schwergewichten Google und Apple entgegentreten.
Das Mate 70 sollte noch am Dienstagabend Ortszeit in den Verkauf gehen und hat einen Startpreis von 758 Dollar (gut 720 Euro). Laut Huawei gab es im Vorfeld bereits über drei Millionen Bestellungen - auch wenn damit nicht gesichert ist, dass diese letztlich auch alle verkauft werden.
Huawei war einst einer der führenden Smartphone-Hersteller und Marktführer in China. Dann wurde das Unternehmen mit Sanktionen belegt, die es von der globalen Lieferkette für Technologieprodukte und US-produzierte Komponenten für seine Geräte abschneiden. Washington warnte vor allem vor möglicher Spionage, was das Unternehmen zurückwies. Huawei konnte neue Smartphones daraufhin nicht mehr wie gehabt mit dem Android-Betriebssystem von Google ausstatten.
Jüngsten Angaben zufolge lieferte das Unternehmen im dritten Quartal gut 10,8 Millionen Smartphones aus und deckte damit noch 16 Prozent des chinesischen Marktes ab. Mit dem eigenen Betriebssystem will Huawei nun zurück an die Spitze. Der Ökonom Gary Ng von dem Investmentunternehmen Natixis sprach von einem "Meilenstein für China", um sich von der Abhängigkeit von westlichen Konzernen zu lösen.
Die meisten Smartphones weltweit laufen mit Android oder dem Apple-System iOS. Huawei will dies ändern und unabhängig von den großen US-Konkurrenten werden, vor allem auch mit Blick auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und seine gegen China gerichtete protektionistische Handelspolitik.
Das Unterfangen ist gleichwohl nicht ohne Risiko: HarmonyOS Next erfordert laut Unternehmen eine vollständige Neuverbindung aller Apps auf den Smartphones, die damit betrieben werden. Außerdem werde es künftig zunächst eine Reihe von Updates geben, um das System ausgereifter zu machen. Ob sich das chinesische System international durchsetzen kann, ist fraglich.
(M.LaRue--LPdF)