Bundesbank rechnet 2025 mit nur leichtem Rückgang der Inflation auf 2,4 Prozent
Die Deutsche Bundesbank rechnet in ihrer aktuellen Konjunkturprognose mit nur einem leichten Rückgang der Inflation im kommenden Jahr. Trotz der schwachen Konjunktur sinke die Teuerungsrate von jahresdurchschnittlich 2,5 auf 2,4 Prozent; Gründe seien die vorübergehend steigenden Preise für Nahrungsmittel und der nur langsam nachlassende Preisdruck bei Dienstleistungen, erklärte die Zentralbank am Freitag. Ab 2026 erreiche die Inflationsrate aber "allmählich wieder zwei Prozent".
Ein Anstieg der Verbraucherpreise um zwei Prozent ist das Ziel der Bundesbank. Beim Erreichen dieses Ziels wirken laut Bundesbankpräsident Joachim Nagel vor allem zwei Faktoren: "die vorherige geldpolitische Straffung und der abnehmende Druck der Arbeitskosten". Die Zinsen im Euroraum sind trotz mehrmaliger Senkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin relativ hoch, die Forderungen der Gewerkschaften nach Lohnerhöhungen sind angesichts der schwachen Konjunktur moderat.
Laut der Bundesbank-Prognose lässt die Erholung der Konjunktur weiter auf sich warten. "Die deutsche Wirtschaft kämpft nicht nur mit hartnäckigem konjunkturellem Gegenwind, sondern auch mit strukturellen Problemen", erläuterte Nagel. Diese belasteten vor allem die Industrie sowie ihre Exportgeschäfte und Investitionen.
Der private Konsum als Motor für die wirtschaftliche Erholung fällt nach der Prognose der Bundesbank weitgehend aus. "Der private Konsum steigt zwar durchgängig, aber nicht mehr so stark wie bislang erwartet", erläuterte Nagel. Angesichts der vorübergehenden Abkühlung am Arbeitsmarkt und einer Verlangsamung des Lohnwachstums weiten die Verbraucherinnen und Verbraucher demnach ihre Konsumausgaben zunächst nur wenig aus.
Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) daher nur um 0,2 Prozent wachsen, erwartet die Bundesbank. Im Juni hatte sie noch ein Wachstum um 1,1 Prozent prognostiziert.
"Etwas stärker" wird das BIP demnach im Jahr 2026 zulegen, und zwar um 0,8 Prozent. Hier hatte die Zentralbank im Juni noch mit 1,4 Prozent gerechnet. 2027 dann erwartet die Bundesbank laut aktueller Prognose ein Plus von 0,9 Prozent.
Am Donnerstag hatten mehrere Wirtschaftsinstitute ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr abgesenkt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin rechnet nur noch mit einem Wachstum von 0,2 Prozent, während das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) gar von einer Stagnation ausgeht. Das Münchner Ifo-Institut nannte zwei Szenarien - in einem würde die Wirtschaft um 0,4 Prozent wachsen, im anderen um 1,1 Prozent. Entscheidend ist laut Ifo die Wirtschaftspolitik im kommenden Jahr.
Bundesbankpräsident Nagel erklärte am Freitag, der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose sei ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus. "Unwägbarkeiten gehen auch von geopolitischen Konflikten, den Auswirkungen der strukturellen Veränderungen sowie der Ausrichtung der künftigen Finanz- und Wirtschaftspolitik nach der Bundestagswahl im Februar aus." Insgesamt überwiegen demnach derzeit die Risiken für ein noch schwächeres Wirtschaftswachstum und eine höhere Inflation.
(L.Garnier--LPdF)