Saudiarabischer Kronprinz Bin Salman besucht erstmals seit Khashoggi-Mord die Türkei
Erstmals seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi 2018 in der Türkei wird der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman in der kommenden Woche die Türkei besuchen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am Freitag an, er werde den Kronprinzen in Ankara empfangen. Ein türkischer Regierungsvertreter nannte den 22. Juni als Termin.
Der 59-jährige Regierungskritiker Khashoggi, der für die "Washington Post" schrieb, war am 2. Oktober 2018 bei einem Termin im saudiarabischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA erwartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando aus Saudi-Arabien den Journalisten und ermordete ihn.
Ein US-Geheimdienstbericht kam zu dem Schluss, dass Kronprinz bin Salman, der De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens, die Ermordung des regierungskritischen Journalisten abgesegnet habe. Riad weist dies zurück und versichert, die Täter hätten auf eigene Faust gehandelt. Bei einem Prozess in Saudi-Arabien wurden fünf Männer zum Tode verurteilt und drei weitere zu Gefängnisstrafen. Die Todesstrafen wurden später in Haftstrafen umgewandelt.
Der Mordfall hatte international Erschütterung ausgelöst und die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei erheblich belastet. Im April jedoch reiste Erdogan wieder nach Saudi-Arabien. Er traf dort den Kronprinzen, bevor er sich nach Mekka begab.
Nach Einschätzung von Experten liegt die Wiederbelebung der Beziehungen im Interesse beider Regionalmächte: Die Türkei benötigt ausländische Investitionen zur Überwindung einer schweren Wirtschaftskrise, Saudi-Arabien hat seinerseits Interesse an türkischer Rüstungstechnologie.
(P.Toussaint--LPdF)