Verbrauchschützer nehmen wegen Flughafen-Chaos Wissing in die Pflicht
Angesichts des drohenden Flughafen-Chaos zur Sommerreisezeit wegen Personalmangels haben Verbraucherschützer Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) in die Pflicht genommen. Der Minister müsse "die Probleme in den Griff bekommen, wenn er nicht als Verkehrschaos-Minister in die Geschichte eingehen will", sagte die Mobilitätsexpertin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Marion Jungbluth, dem "Handelsblatt". Airlines und Flughäfen bescherten Reisenden zur Urlaubssaison ein "unerträgliches Chaos".
Der vzbv forderte eine Stärkung der Fluggastrechte - Reisende müssten bei Ausfällen oder Verspätungen automatisch entschädigt werden. "Wenige Klicks zum Antrag und schnelle Überweisung möglichst automatisiert sind ein zeitgemäßer Anspruch", sagte Verbraucherschützerin Jungbluth. Bei Ausfällen hätten Fluggäste zudem neben der Erstattung des Tickets einen Anspruch auf Ausgleichszahlungen, wenn die Airline nicht rechtzeitig vor dem Abflugtermin darüber informiert habe.
Erst am Donnerstag hatte die Lufthansa mitgeteilt, dass sie wegen Personalnot weitere 2200 Flüge in der Hauptferienzeit streicht. Betroffen sind die Drehkreuze in Frankfurt am Main und in München. Lufthansa und die Tochter Eurowings hatten bereits Anfang Juni erklärt, dass sie wegen Personalnot mehr als 1000 Flüge im Juli streichen.
Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge fehlen derzeit an deutschen Flughäfen rund 7200 Fachkräfte. Zugleich gebe es "keine Reserven mehr am Arbeitsmarkt", um diese Lücken beim Luft- und Bodenpersonal zu füllen, warnt das IW. Wegen der Corona-Pandemie sei viel Personal abgebaut worden und die Beschäftigten hätten sich oft umorientiert.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Jost Lammers, forderte mehr Bundespolizei wegen der Warteschlangen an den Airports. "Obwohl für die Sicherheitskontrollen private Dienstleister von der Bundespolizei beauftragt sind, ist die Sicherstellung eines effizienten Ablaufs der Kontrollen eine Aufgabe des Staates", sagt Lammers der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag. Die Kontrollstellen seien ein "kritisches Nadelöhr", dort würden Passagiere am ehesten unruhig, wenn sie fürchteten, ihren Flug zu verpassen.
"Um kurzfristig für Entspannung zu sorgen, wäre es mit Blick auf die nächsten Wochen eine sinnvolle Maßnahme, wenn die Bundespolizei mit eigenen Kräften unterstützt", sagte Lammers weiter, der auch Chef des Münchner Flughafens ist. Versäumnisse bei der Vorbereitung auf die Reisezeit wies er zurück. "Wir haben sehr abrupte Öffnungen erlebt", sagte der BDL-Präsident, Corona-Reiserestriktionen seien vielerorts "kurzfristig gefallen". Es werde in allen Bereichen nachgesteuert, Personal gesucht und Personal eingestellt.
(P.Toussaint--LPdF)