Flugverkehr nach Streik bei Lufthansa weitgehend normalisiert
Nach dem Warnstreik des Bodenpersonals der Fluggesellschaft Lufthansa läuft der Flugbetrieb an den Drehkreuzen Frankfurt und München wieder normal. Der Warnstreik, zu dem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen hatte, wurde um 06.00 Uhr beendet, wie der Verdi-Vertreter Marvin Reschinsky der Nachrichtenagentur AFP bestätigte. Nach Ende des Bodenpersonal-Streiks droht der Lufthansa jedoch neuer Ärger: Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit droht mit einem Streik.
Wie eine Konzernsprecherin am Donnerstag bestätigte, lief der Betrieb nach Streikende wieder normal. Der Streik mitten in der Sommer-Reisezeit hatte den Betrieb der Lufthansa zuvor zum Erliegen gebracht. So strich die Fluggesellschaft fast alle Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München und auch die Zubringerflüge vom Hauptstadtflughafen BER nach Frankfurt und München wurden gestrichen. Die Lufthansa sprach von rund tausend abgesagten Flügen und mehr als 130.000 betroffenen Passagieren.
Die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und Verdi für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden waren in der zweiten Runde Mitte Juli ohne Ergebnis geblieben. Die Gewerkschaft fordert 9,5 Prozent mehr Lohn und einen Mindeststundenlohn von 13 Euro bei zwölf Monaten Laufzeit. Die Lufthansa legte ein Angebot aus Festbeträgen und einer von der Geschäftsentwicklung abhängigen Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten vor. Die Verhandlungen sollen am 3. und 4. August in Frankfurt am Main fortgesetzt werden.
Grund für die hohe Belastung des Bodenpersonals, welche die Gewerkschafter als Argument für ihre Lohnforderungen ins Feld führen, sei das Hochfahren des Flugverkehrs nach der Corona-Pandemie, sagte Lufthansa-Sprecher Martin Leutke im Gespräch mit dem "Bayerischen Rundfunk" am Donnerstag. "Wir haben strukturell nicht zu wenig Personal und es haben uns auch gar nicht so viele Mitarbeiter verlassen insgesamt während der Krise". Er kritisierte den Streik als "inakzeptabel und unnötig". Er hoffe auf eine schnelle Einigung bei den nächsten Tarifgesprächen.
Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) rief Verdi und die Lufthansa zu einer raschen Einigung im Tarifkonflikt auf. "Eine verantwortungsvolle und schnelle Verhandlung ist angebracht, nachdem der Flugverkehr bereits genug Probleme bewältigen muss", sagte Wissing der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag. Der Konflikt müsse "im Rahmen der Tarifautonomie" gelöst werden. "Beide Tarifparteien sollten aber an die Reisenden denken und ihren Streit nicht auf deren Rücken austragen."
Neuer Ärger droht der Lufthansa indes von Seiten der Piloten. Sollte die Lufthansa in den Tarifverhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit keine guten Angebote machen, "haben wir kaum eine andere Möglichkeit, als zu streiken", sagte der Verantwortliche für Tarifpolitik bei der Gewerkschaft, Marcel Gröls, dem "Spiegel". Die Piloten seien redebereit, "aber unsere Geduld ist begrenzt".
Bis zum Sonntag sollen die Gewerkschaftsmitglieder über einen möglichen Streik abstimmen. "Ich gehe davon aus, dass die erforderliche Zustimmung von 70 Prozent überschritten wird", sagte das Vorstandsmitglied der Pilotengewerkschaft Matthias Baier der "Bild". Die Wahlbeteiligung sei hoch - bereits am ersten Abstimmungstag hätten 40 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder bei der Lufthansa ihre Stimme abgegeben.
(H.Leroy--LPdF)