Herbstbelebung lässt Zahl der Arbeitslosen sinken
Die steigenden Energiepreise und gestörte Lieferketten wirken sich auf Deutschlands Arbeitsmarkt bislang kaum aus. Im September ging die Zahl der Arbeitslosen dank der üblichen Herbstbelebung um 62.000 auf 2,486 Millionen zurück, wie die Bundesarbeitsagentur (BA) mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank damit im Vergleich zum August um 0,2 Punkte auf 5,4 Prozent.
"Der Arbeitsmarkt ist trotz steigender Preise und der Sorge vor Energieknappheit insgesamt weiter stabil", erklärte Behördenchefin Andrea Nahles. Die Arbeitskräftenachfrage gebe aber "auf sehr hohem Niveau leicht nach". So waren im September mit 873.000 Arbeitsstellen zwar 74.000 mehr bei der BA gemeldet als vor einem Jahr - gegenüber August ging die Zahl aber leicht um 11.000 zurück.
Auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte, der Arbeitsmarkt zeige sich trotz vielfacher Belastungen für die Unternehmen "sehr stabil". Die Regierung habe zudem vorgesorgt: "Mit dem Kurzarbeitergeld, den umfangreichen Entlastungsmaßnahmen und den Maßnahmen aus dem Abwehrschirm setzen wir alles daran, dass die Unternehmen ihre Beschäftigten auch in der Krise halten können."
Noch gab es nur wenige Anträge auf Kurzarbeit; im September wurde laut BA für 44.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Tatsächlich gezahlt wurde Kurzarbeitergeld im Juli - neuere Daten gibt es noch nicht - für 99.000 Beschäftigte. Damit sei die Inanspruchnahme weiter rückläufig gewesen, erklärte die BA. Die Behörde registriere aber bereits ein zunehmendes Interesse an der Kurzarbeit, erklärte der Sprecher der Grünen-Fraktion für Arbeit und Soziales, Frank Bsirske.
BA-Vorstandsmitglied Christiane Schönefeld schlug in der "Rheinischen Post" ein "Krisen-Kurzarbeitergeld" vor. Die Regeln zur Kurzarbeit seien für übliche Konjunkturzyklen, aber nicht für eine allgemeine Krise wie eine Pandemie oder Gaskrise gedacht und verlangten drei Schritte: Antrag, Auszahlung, Schlussabrechnung.
"Wir wünschen uns ein Krisen-Kurzarbeitergeld, das die unkomplizierte Auszahlung in einem Schritt erlaubt und auf aufwendige Abschlussprüfungen verzichtet", sagte sie der Zeitung. Heil sei "aufgeschlossen". Das Krisen-Kurzarbeitergeld könne 2023 kommen, "wenn alles gut läuft".
Die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt ging im September gegenüber August leicht um 4000 zurück, wie die BA mitteilte. Mit 45,60 Millionen Menschen liege sie aber im Vorjahresvergleich um 501.000 höher. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren demnach im Juli 34,33 Millionen Menschen - 16.000 mehr als im Juni und 598.000 mehr als im Juni vor einem Jahr.
Im Vergleich mit dem Vorjahr nahm die Arbeitslosenzahl um 21.000 zu - das hängt laut BA mit der Erfassung der arbeitslosen ukrainischen Flüchtlinge zusammen. Arbeitsminister Heil sagte dazu, die Zahlen zeigten, "dass wir mit der Erfassung der ukrainischen Geflüchteten und ihrer Betreuung durch die Jobcenter gut vorankommen". Auch das sei ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. "Und es ist wirtschaftlich vernünftig, wenn wir den Menschen nicht nur Schutz, sondern zugleich eine berufliche Perspektive in Deutschland bieten."
Sorgen machen dem Arbeitsminister die Langzeitarbeitslosen. Ihre Zahl gehe nur langsam zurück, erklärte er. Von August auf September sank sie um 10.000 auf 891.000 Menschen - mehr als jede und jeder dritte Arbeitslose (36 Prozent) war damit langzeitarbeitslos.
(P.Toussaint--LPdF)