Frauen verdienen im Osten in Vollzeit mehr als Männer - im Westen umgekehrt
Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es beim Arbeitslohn weiter große Unterschiede zwischen Ost und West - auch in Bezug auf die Geschlechter: Frauen mit Vollzeitjobs verdienen statistisch gesehen im Osten mehr als Männer und im Westen ist es genau umgekehrt, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Samstag mitteilte.
Die Behörde veröffentlichte anlässlich des bevorstehenden Tags der Deutschen Einheit Daten zu den sogenannten Medianentgelten: Die Hälfte der Beschäftigten verdient mehr als diesen Wert, die andere Hälfte liegt darunter. "Insgesamt liegen die Medianentgelte in Ostdeutschland nach wie vor deutlich unter denen im Westen", erklärte die BA. "Die grundsätzliche Tendenz geht dahin, dass die Unterschiede - wenn auch nur langsam - geringer werden."
Den letzten verfügbaren Zahlen zufolge liegt demnach das Medianentgelt für sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland bei 3007 Euro. Dabei verdienen Frauen mit 3060 Euro im Mittel 82 Euro mehr als Männer (2978 Euro). "Der höhere Median der vollzeitbeschäftigten Frauen wird aber durch die deutschlandweit hohe Teilzeitquote der Frauen eingeschränkt", betonte die BA - fast die Hälfte der ostdeutschen Frauen sei in Teilzeit tätig.
Im Westen liegen hingegen beim Medianentgelt die vollzeitbeschäftigten Männer vorn - und zwar sehr deutlich: Sie verdienen im Mittel 3787 Euro, 461 Euro mehr als die Frauen.
"Die unterschiedlichen Medianentgelte von Männern und Frauen in den beiden großen Landesteilen gehen auf die jeweiligen Branchenstrukturen zurück", erläuterte die BA. In den alten Bundesländern gebe es viel mehr große Unternehmen "in den von Männern dominierten Branchen mit entsprechenden Tarifstrukturen". Als Beispiel nannte die Behörde das verarbeitende Gewerbe.
Demgegenüber sei in Ostdeutschland der Frauenanteil in Branchen mit Tariflöhnen relativ hoch. Hier seien etwa die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen zu nennen.
(H.Duplantier--LPdF)