Streik an französischen Atomkraftwerken gefährdet Stromversorgung im Winter
Anhaltende Streiks an französischen Atomkraftwerken könnten die Stromversorgung im Winter gefährden. Die derzeitigen Proteste von Beschäftigten an Atomkraftwerken führten dazu, dass das Hochfahren mehrerer Reaktoren sich um je zwei bis drei Wochen verzögere, warnte der Netzbetreiber RTE am Dienstag in Paris. Anfang November sei mit einer niedrigeren Produktion zu rechnen als bislang angenommen.
Derzeit liege die Produktion der französischen Atomreaktoren bei etwa 30 Gigawatt, das seien acht Gigawatt weniger als der bisherige historische Tiefstand, teilte RTE mit. Insgesamt liegt die Kapazität des französischen Atomparks bei etwa 61 Gigawatt. In mehreren Atomkraftwerken streiken derzeit Beschäftigte, um ihren Forderungen nach Gehaltserhöhungen Nachdruck zu verleihen.
Die Reparaturarbeiten an Reaktoren, die von Korrosion betroffen sind, verlaufen nach Einschätzung von RTE zufriedenstellend. In vier Reaktoren seien sie abgeschlossen, in mehreren weiteren stünden sie kurz davor.
Präsident Emmanuel Macron hatte vergangene Woche erklärt, dass derzeit 30 von insgesamt 56 Reaktoren am Netz seien. Der Betreiber EDF habe sich verpflichtet, bis zum Januar wieder 45 Reaktoren laufen zu lassen.
Wegen der anhaltenden Probleme mit Atomkraftwerken, die wegen Wartungsarbeiten oder Korrosionsschäden heruntergefahren werden mussten, liefert Deutschland diesen Winter zusätzlichen Strom nach Frankreich und erhält im Gegenzug Gas aus dem Nachbarland.
Der Netzbetreiber rechnet für den kommenden Winter mit mehreren kritischen Momenten. Diese könnten zu den Hauptverbrauchszeiten am Vormittag oder zwischen 18 und 20 Uhr entstehen. "Das Risiko eines Stromausfalls kann vermieden werden, wenn der Stromverbrauch um ein bis fünf Produzent und im Extremfall um bis zu 15 Prozent reduziert wird", betonte RTE.
Eine Anzeige des landesweiten aktuellen Stromverbrauchs namens Ecowatt soll dabei helfen, den Verbrauch zu drosseln. Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, sich anzumelden, um im Fall von Versorgunsproblemen gezielte Stromspar-Aufforderungen zu erhalten.
Die gestiegenen Energiepreise hätten bereits zu einem geringeren Stromverbrauch geführt. Zudem seien Talsperren und Gasspeicher ausreichend gefüllt, betonte RTE.
"Wir können viele Risiken ausschließen, wenn wir ernsthaft Strom sparen", sagte RTE-Chef Xavier Piechaczyk. So könne Frankreich ohne Schwierigkeiten auch gut durch einen besonders kalten Winter kommen.
(A.Renaud--LPdF)